Politikerbücher zum Spottpreis

Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Man bekommt sie förmlich nachgeschmissen.

von Thomas Trenkler

über Bücher von (Ex-)Politikern.

Da sammelt man eifrig Bücher, natürlich gebundene Ausgaben, man giert nach Erstauflagen und hegt die Hoffnung, dass diese Exemplare irgendwann einmal etwas wert sein könnten. Aber mitnichten. Über Amazon erhält man auch längst vergriffene Werke im jungfräulichen Zustand zum denkbar kleinsten Preis. Man bekommt sie förmlich nachgeschmissen.

Weil zuletzt wieder viel über Alfred Gusenbauers soziales Engagement in Sachen Kasachstan zu lesen war, dachte sich Ihr Tratsch-Partner, es sei vielleicht angebracht, dessen sozialdemokratischen Ziele von einst mit dem gegenwärtigen Hang zum feudalen Leben wie feudalistischen System abzugleichen. Das Buch „Die Wege entstehen im Gehen: Alfred Gusenbauer im Gespräch“ von Katharina Krawagna-Pfeifer und Armin Thurnher, 2007 veröffentlicht, bekommt man bereits um einen einzigen Cent. Kein Witz.

Doch Gusenbauer ist nicht in schlechter Gesellschaft. Zumindest nicht auf der Amazon-Plattform. Um einen Cent gibt es auch „Themen meines Lebens“ von Thomas Klestil, „Meine drei Leben. Die Erinnerungen“ von Helmut Zilk und „Die Wende ist geglückt. Der schwarz-blaue Marsch durch die Wüste Gobi“ von Andreas Khol. Die Bücher von Jörg Haider sind zumindest doppelt so teuer. Das Plädoyer „für die Dritte Republik“ mit dem Titel „Die Freiheit, die ich meine“ aus 1993 kostet sogar unverschämte 2,65 Euro. Und dann gibt es noch das von Haider höchstpersönlich handsignierte Sammlerstück – um happige 98 Euro.

Da muss der HC vor Neid geradezu hyperventilieren. Denn „Neue Männer braucht das Land: Heinz-Christian Strache im Gespräch mit Andreas Mölzer“ kostet auch nur den Spottpreis von einem Cent. Dass kein Hahn und kein Huhn nach diesem Buch kräht: Das beruhigt doch ein klein wenig – hinsichtlich der Wiener Landtagswahl im Oktober.

Heiße Diskussionen

Spannend wird die Wahl auch aus kulturpolitischen Gründen. Denn Beate Meinl-Reisinger tritt als Spitzenkandidatin der Neos an. Sie ist gegenwärtig Kultursprecherin ihrer Partei – und Vorsitzende des parlamentarischen Kulturausschusses.

Sollten die Neos den Einzug in den Landtag schaffen, wird Meinl-Reisinger in die Kommunalpolitik wechseln. Und Mitbegründer Niko Alm würde ihre kulturpolitischen Agenden übernehmen. Er beschäftigte sich u. a. mit dem Urheberrecht.

Meinl-Reisinger hat zudem vor, ihr Spezialgebiet weiter zu pflegen.Sie behauptet keck und mit Seitenhieb auf Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ): „Kulturpolitik ist ein erstaunlich brachliegendes Feld – auch in Wien. Ich glaube, es täte nicht schlecht, etwas mehr anzuecken und Entscheidungen zu treffen.“

Zum Beispiel? „Beim Thema Musical braucht es eine Grundsatzentscheidung. Man könnte ein großes Haus für das Musical unterstützen, das sich selbst trägt. Und nach einer Übergangsphase von vielleicht zehn Jahren entlässt man die Vereinigten Bühnen Wien im Bereich Musical in die Privatwirtschaft.“ Oder: „Ich verstehe nicht, dass es kein Konzept für die Bühnen in Wien gibt. Es geht doch um den Kulturstandort. Dann müsste es doch egal sein, dass das eine Theater vom Bund, das andere von der Stadt betrieben wird. Warum denkt man nicht völlig neu? Vielleicht sollte es eine Holding für alle Theater in Wien geben?“ Das gibt noch heiße Diskussionen!

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