Ideensuche für das Wien Museum

Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Prix sieht Vernichtung von Intelligenz und Geld.

von Thomas Trenkler

über die Ideensuche für das Wien Museum.

Matti Bunzl ist kein kühler Stratege, er ist auch kein Machtmensch. Doch er hat eine enorme Begeisterungsfähigkeit – und er versteht es, andere zu begeistern. Er zog nun zurück von Chicago nach Wien: zusammen mit Elsa, dem Mops, und seinem Mann Billy Vaughn, einem Pianisten, für den mit der Übersiedelung in die Welthauptstadt der Musik ein Lebenswunsch in Erfüllung gegangen ist.

Mit 1. Oktober übernimmt der Anthropologe, 1971 als Sohn des Nahostexperten John Bunzl geboren, von Wolfgang Kos die Direktion des Wien Museums. Und er stellt sich an diesem Tag mit einem Gespräch vor, das programmatisch zu verstehen ist: Bunzl redet mit dem US-Historiker Pieter Judson über die globale Bedeutung, die Wien habe. Die beiden sind davon voll überzeugt.

Diese globale Bedeutung spiegelt sich aber nicht wider. Jedenfalls nicht im Wien Museum: Das von Oswald Haerdtl entworfene, 1959 eröffnete Gebäude am Karlsplatz muss dringend saniert werden. Zudem platzt das Museum aus allen Nähten. Anfang März 2015 wurde endlich der zweistufige Architekturwettbewerb zur Erweiterung des Haerdtl-Baus ausgelobt. Die Nettonutzfläche soll von 6900 auf 12.000 Quadratmeter anwachsen.

Bis Mitte Mai wurden 274 Beiträge eingereicht – eine respektable Zahl. Da es nicht möglich ist, den unter Denkmalschutz stehenden Haerdtl-Bau abzureißen, gibt es im Prinzip nur vier Möglichkeiten und Kombinationen aus diesen: einen Aufbau, einen Anbau, eine unterirdische Erweiterung und einen abgerückten Solitär. Die Bebauungsfläche ist allerdings nicht groß, denn die Sichtachsen hin zur Karlskirche müssen erhalten bleiben.

Auch der bald 84-jährige Friedrich Kurrent beteiligte sich – wohl aus nostalgischen Gründen. Denn der Mitbegründer der legendären Arbeitsgruppe 4 hatte bereits 1953 am Wettbewerb um den Bau des Wien Museums teilgenommen. Und der Student machte den zweiten Platz.

Kurrent schlägt nun vor, das sogenannte Winterthur-Gebäude, das am Haerdtl-Bau wie auch an der Karlskirche klebt, an beiden Seiten abzuscheiden. Die verlorenen Quadratmeter gewinnt Kurrent durch zusätzliche Stockwerke zurück. Zudem schafft er eine symmetrische Platzsituation: Spiegelgleich zur Technischen Universität setzt er vor das Wien Museum einen Ergänzungsbau samt unterirdischer Anbindung. Und zwischen den beiden Solitären ist Platz für einen Brunnen von Raffael Donner, dessen Aufstellung schon 1953 verlangt worden sei.

Wolf D. Prix, der Gründer von Coop Himmelb(l)au, hingegen verzichtete auf eine Teilnahme, da das Projekt „auf Mittelmaß abzielt“. Wäre die Qualität das Ziel gewesen, hätte man einen geladenen Wettbewerb mit Kapazundern ausgelobt. Dann wäre es auch nicht zu einer Vernichtung von Intelligenz und Geld gekommen. Denn nur die fünf Prozent, die es in die zweite Runde schaffen, werden honoriert, der große Rest wandert einfach ins Depot.

In der Tat: Ende Juni wählte die Jury unter dem Vorsitz des Schweizer Architekten Emanuel Christ 14 Projekte für die zweite Stufe aus – jenes von Kurrent ist nicht darunter. Die endgültige Entscheidung fällt am 19. und 20. November, also erst nach der Wien-Wahl. Ob sich die nächste Stadtregierung verpflichtet fühlt, das Projekt umzusetzen? Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) meint schon. Aber finanziert ist die Chose noch immer nicht: Die Errichtungs-GmbH erarbeite gerade Finanzierungsvarianten.

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