Austro-Kino: Viele Filme, wenig Interesse

Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Ein Gutteil der Spielfilme blieb deutlich unter 10.000 Besuchern.

von Thomas Trenkler

über die österreichische Filmwirtschaft:

Raten Sie einmal: Wie viele der 50 erfolgreichsten Filme, die 2014 hierzulande im Kino zu sehen waren, stammen aus den USA? 43! Und vier kamen aus Deutschland. Platz zwei ging zumindest an eine französische Produktion (mit "Monsieur Claude und seine Töchter"). Ins Ranking schaffte es auch ein heimischer Film: Der Alpenwestern "Das finstere Tal" von Andreas Prochaska landete auf Platz 21.

Damit ist die Jubelmeldung auch schon zu Ende. Der Filmwirtschaftsbericht 2014, kürzlich vom Österreichischen Filminstitut (ÖFI) veröffentlicht, gibt durchaus Anlass zur Sorge. Denn die 14,29 Millionen Kinobesuchen sind das schlechteste Ergebnis des letzten Jahrzehnts. Am mangelnden Angebot kann es nicht liegen: Im Kino waren 413 Filme zu sehen. Zum Vergleich: 2004 hatten 280 Filme für 18,3 Millionen Besucher gesorgt.

Auch wenn der Bericht – aufgrund eines Logikfehlers – behauptet, dass lediglich 19 der 362 Erstaufführungen „außereuropäische Filme“ gewesen seien: Die Dominanz der US-Produktionen ist massiv. Hollywood hatte mit nur einem Drittel der Kinostarts knapp 70 Prozent aller Besucher. Und die drei größten Verleihfirmen (Universal, Fox und Warner) kamen auf einen Marktanteil von 50,3 Prozent.

Zwölf Prozent der Erstaufführungen (44 Filme) stammten aus Österreich; insgesamt wurden sogar 53 heimische Produktionen gezeigt. Doch nur 674.652 Kinobesucher ergaben einen Marktanteil von enttäuschenden 4,7 Prozent.

Erstaunlicherweise war der zweiterfolgreichste Film (hinter „Das finstere Tal“) mit 89.898 Besuchern die müde „Mamba“ mit Michael Niavarani. Und noch erstaunlicher: Die Hälfte der Top-Ten-Filme waren Dokus. Auf Platz acht zum Beispiel landete Ulrich Seidl mit „Im Keller“ (18.154 Besucher) und auf Platz zehn Stefan Ruzowitzky mit „Das radikal Böse“ (13.949 Besucher). Laut einer ÖFI-Tabelle kam die Ruzowitzky-Doku inklusive 2015 auf 20.844 Besucher – sie schnitt daher besser ab als „Im Keller“ mit 18.204. Das sind ob der verhandelten Themen sehr beachtliche Zahlen. Ein Gutteil der Spielfilme hingegen blieb deutlich unter 10.000 Besuchern.

Respektabel aber sind die Förderungen: Die öffentliche Hand finanzierte den Film mit 77,2 Millionen Euro. Auch wenn der Vergleich unstatthaft sein sollte: 2014 erhielten die Salzburger Festspiele 13,5 Millionen Euro; 271.068 Besucher bedeuten einen Eigendeckungsgrad von gut 75 Prozent. Wie hoch dieser beim Film ist, wird im Bericht leider nicht erklärt.

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Eine Anmerkung noch zu Salzburg. Kürzlich veröffentlichte Sven-Eric Bechtolf ein „Gedicht für die Buhle“. Abgesehen davon, dass er darin seinen Mut rühmte, die Rolle mit Miriam Fussenegger besetzt zu haben: Manch einer war über die Fahrrad-Metapher verwundert. „Eine kühne Byciclette“ müsse sie sein, „die stets Kokette“, so Bechtolf, „denn sie wickelt jeden Schlingel / leichthin um die Fahrradklingel“. Schlüpfrig klingen zudem das Wort „Buhlenschelle“ und der Rat: „Öle stets die Fahrradkette!“ Die Lösung ist banal: In der aktuellen „Jedermann“-Inszenierung radelt die Buhlschaft auf die Bühne. Wir sollten uns aber trotzdem nicht wundern, wenn der verliebte Malvolio im Sommer gelbe Strümpfe mit überkreuzten Bändern tragen sollte.

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