Zwischen Trainerbank und Chemotherapie

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Genau drei Jahre ist es her, als Ernst Weber zu Grabe getragen wurde

von Wolfgang Winheim

über das Buch von Helmut L. Kronjäger

Die Bundesliga schaltet neuerdings Werbespots im Radio. Sie sollen zum Stadion-besuch motivieren. Zumal man im Patschenkino-Vergleich international nie mithalten kann. El Clásico mit dem Siegestor von Reals 90-Millionen-Mann Gareth Bale war nur ein faszinierender Beweis mehr dafür.

Kleine Ligen können nur als Ausbildungszentren punkten. Und darauf verweisen, dass auch billiger Fußball unterhaltsam ist. Oder, wie das Motto der Radio-Kampagne lautet:"Unsere Statistik kann sich hören lassen."

Über drei Tore pro Spiel, 150 Zweikämpfe! Darüber hinaus beträgt der Anteil jener Liga-Spieler, die für ÖFB-Teams spielberechtigt sind, 82 Prozent. Damit ist erreicht, was der vielleicht fleißigste aller Trainer, ignoriert von Managern und Medien, im vorigen Jahrtausend gefordert hat.

Genau drei Jahre ist es her, als Ernst Weber zu Grabe getragen wurde. Weber hatte mehrere Auswahlen zugleich betreut. Hatte zum Nulltarif Vorträge an Schule gehalten. Hatte angeprangert, dass Legionäre importiert und zugleich heimische Talente mit Migrationshintergrund übergangen wurden, weil bei Letzteren nicht "mitgeschnitten" werden konnte.

Noch am Vorabend seines Todes gestand mir Weber, wie sehr er unter der Ungerechtigkeit leide. Ähnlich dachte und denkt Helmut L. Kronjäger, der soeben, gezeichnet von Chemotherapien, ein Buch herausgegeben hat. Nationalspieler wie Alaba, Baumgartlinger, Junuzovic, Prödl reden nur gut über ihn. Denn Kronjäger war nicht nur kurz Ligatrainer, lange steirischer Verband-Sportdirektor, Entwicklungshelfer in Bhutan und auf den Salomonen, sondern vor allem begeisterter Nachwuchscoach. Sein Kampf für die Jugend und gegen das System führte zu Burn-out. Und Metastasen meldeten sich zurück.

Der Idealismus von Helmut L. Kronjäger war stets größer als finanzielles Geschick. Daher wird der Grazer auch jetzt an seinem Buch "L steht für Leben" (Kosten 19,89 Euro) wenig verdienen. Sondern der Krebshilfe spenden.

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