Zwischen grüner Hölle und siebentem Himmel

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Das Mitfinanzieren eines dritten Stadions wird Wiens Bürgermeister Häupl trotz Fußballbegeisterung kaum riskieren

von Wolfgang Winheim

über ein Nationalstadion

Ob die neue Rapid-Arena Österreichs schönstes Stadion ist – darüber lässt sich mit den wenigen Kärntnern, die sich öfters ins (mit Hypo-Geld finanzierte) Wörthersee-Stadion verirren, streiten. Die lauteste Sportstätte wird Rapids Allianz-Stadion sicher sein. Für Gegner soll es – laut Klubmagazin – zur grünen Hölle werden. Auch wenn diese Bezeichnung Österreichs höchsten kirchlichen Würdenträger irritieren könnte.

Dienstag wird Kardinal Christoph Schönborn zur Segnung des (sogar eine Kapelle aufweisenden) Allianz-Stadions im Westen Wiens erwartet, während im Südosten (Favoriten) die Bagger dröhnen.

Auch die Austria vergrößert ihre Heimstätte. Auch der Austria wird dabei von der Stadt Wien finanziell geholfen.

Weil Rapid ein neues Stadion (für 28.600 Zuschauer) und die Austria eines ab 2019 (für 18.400) hat, dürfte die Forderung von ÖFB-Präsident Leo Windtner nach einem Nationalstadion (im Prater auf dem Gelände des maroden Happel-Stadions) rasch verpuffen.

Das Errichten bzw. Mitfinanzieren eines dritten Stadions wird Wiens Bürgermeister Michael Häupl trotz seiner Fußballbegeisterung kaum riskieren. Zumal in Zeiten wie diesen schon der Bau eines Mini-Sportplatzes Empörung bei Steuerzahlern auslöst.

Der ÖFB ist zwar schuldenfrei, ein Stadion-Neubau ohne staatliche Hilfe aber selbst für Österreichs größten Sportverband um zig Nummern zu groß. Abgesehen davon, dass die EM nicht zum erhofften Topgeschäft wurde. Mit vier Punkten (=2 Millionen Euro von der UEFA) und dem Achtelfinaleinzug (= 1,5 Millionen Aufstiegsprämie) war gerechnet worden. Nur 500.000 (für das 0:0 gegen Portugal) werden von der UEFA überwiesen.

Mehr als die (um drei Millionen Euro) verfehlten finanziellen Ziele stören im ÖFB mittlerweile der Imageverlust plus die Gerüchte, wonach das Nationalteam ein zerstrittener, an Disziplinlosigkeiten gescheiterter Haufen sei. Aus der Summe der Informationen von EM-Heimkehrern und Betreuern indes kristalliert sich heraus ...

dass in Marcel Kollers Team niemals Teller geflogen sind;

dass das eklatante Bildungsgefälle innerhalb des Kaders zu keinen dramatischen Gruppenbildungen führte;

und dass es in der Kabine nur zu kritischen Äußerungen kam, wie sie in jeder Unterliga-Truppe bei unbefriedigendem Spielstand auch üblich sind.

Nicht bei Siegesserien, sondern nach Rückschlägen zeigt sich, ob in einer Elf Charakter steckt. Den können Alaba und Co schon am 5. 9. in Georgien und am 6. 10. beweisen – wenn 100-Millionen-Mann Gareth Bale mit Wales in Wien gastiert. Das erste Heimspiel in der WM-Qualifikation findet im Happel-Stadion statt. Das zwar 48.000 Sitze, aber nur Dinosaurier-Status im Vergleich zur neuen Rapid-"Hölle" hat. Dort schwärmte mit Otto Filitzki Rapids Senior-Mitglied beim 2:0 gegen Chelsea am Mikrofon vom schönsten Tag in seinem Leben. Was einiges zu besagen hat, ist doch Herr Otto 103 Jahre alt.

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