Zieht dem Schröcksnadel die Lederhos’n an

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

So ließ er für die Beachvolleyballer Copacabana-ähnlichen Sand produzieren, um hierzulande Rio-Verhältnisse zu simulieren

von Wolfgang Winheim

über Peter Schröcksnadel

Als einziges Mitglied der 163 köpfigen Olympia-Delegation verweigerte Peter Schröcksnadel beim Gruppenfoto in Wien das Tragen einer Lederhose. Die will Österreichs erfolgreichster Sportfunktionär erst in Rio anziehen – sobald es die erste Medaille von Rot-Weiß-Rot zu feiern gilt.

Seinen 75. Geburtstag beging Schröcksnadel gestern noch in Kanada. Auf seiner Ranch in British Columbia. Beim Fischen. Fernab vom Trubel. Letzterer wird früh genug über ihn hereinbrechen bei den Spielen. Vor allem dann, wenn seine optimistischen Erwartungen ("Drei bis fünf Medaillen") unerfüllt bleiben sollten.

Den Ruf, Tirols durchschlagskräftigster Sturkopf zu sein, hat sich Schröcksnadel während seiner 26-jährigen Ski-Präsidentschaft eingehandelt. Was aber, mit Verlaub, werden Leser sagen, treibt der Herr Schneeprofessor bei Sommerspielen? Gleiches haben sich auch Schröcksnadels engste Vertraute im ÖSV gefragt.

Ein Spesenritter ist der vermögende Innsbrucker im Gegensatz zu ostösterreichischen Funktionärsbonzen nie gewesen. Vielmehr machte Schröcksnadel zusätzliches Geld flüssig, um die Trainingsmöglichkeiten von Sommersportlern hinsichtlich Professionalität jenen seiner Skistars anzugleichen. So ließ er für die Beachvolleyballer Copacabana-ähnlichen Sand produzieren, um hierzulande Rio-Verhältnisse zu simulieren.

Dass mangelndes Insiderwissen im Sommersport plus die Großzügigkeit des Tiroler Machers vom Wiener Intrigantenstadl inzwischen auch zur Förderung Nicht-Förderungswürdiger missbraucht wurde, ist natürlich eine Unterstellung.

Schröcksnadel ließ sich in der Sportminister-Ära von Norbert Darabos medienwirksam dazu überreden, die Feuerwehrrolle zu übernehmen. Das war 2012 nach den für die ÖOC-Athleten medaillenlos gebliebenen Sommerspielen von London. Damit wurde sogar die Negativ-Bilanz von Montreal 1976 unterboten, wo es dank des Pistolenschützen Rudolf Dollinger zu einer Bronzenen gereicht hatte; und wo der damalige KURIER-Sportchef Josef Huber und der Schreiber dieser Zeilen in einem kanadischen Vorstadt-Motel vom Heimredakteur Karl P. Koban am (Sonn-)Tag vor genau 40 Jahren telefonisch aufgeweckt worden waren mit den Worten: " Eure Olympia-Storys habt’s alle für den Mistkübel g’schrieben. Denn der Niki Lauda is’ g’rad am Nürburgring verbrennt. Und die Reichsbrücke is auch eing’stürzt."

Somit beschränkte sich die kürzeste Olympia-Analyse aller KURIER-Zeiten auf die Forderung nach Konsequenzen und Zitaten vom seinerzeitigen ÖOC-Präsidenten Kurt Heller, die wir 40 Jahren später aus dem Mund von dessen Nach-Nachfolger Karl Stoss und seinem Freund Schröcksnadel nicht wieder hören wollen: "Unerklärlich. Ich hab’ mit mindestens drei Medaillen gerechnet. Doch kaum einer unserer Athleten hat seine guten Trainingsleistungen im Wettkampf wiederholen können."

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