Wenn ein Burgenländer Bode Miller Beine macht und Stephan Eberharter kritisiert

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Nur ist anders als bei Bode Miller die Mama nicht jedes Mal eine andere.

von Wolfgang Winheim

über Hermann Maier

Während sich Ted Ligety mit Marcel Hirscher im Riesenslalom von Åre matchte, stiegen Ligetys abfahrende Landsleute in einen Jet Richtung Europa. Nicht wissend, ob’s für sie leere Flug-Meilen werden, ob nächste Woche in Gröden, am 28. Dezember in Santa Caterina oder überhaupt nirgendwo eine Abfahrt ausgetragen werden kann.

Bode Miller ist die Rätselei im schneearmen Europa vorerst wurscht. Zumal er zum dritten Mal Vater wird und er nach einer Bandscheiben-Operation ohnehin erst Mitte Jänner in Kitzbühel oder spätesten bei der WM in Beaver Creek wieder Rennen fahren kann.

Als ältester und unberechenbarster Starter wird Miller, 37, im Februar die Heim-WM aufwerten. Am Comeback arbeitete Bode in den letzten Tagen schon brav in einem Fitnesscenter in Colorado unter Anleitung des Burgenländers Toni Beretzki. Wobei sich auch dessen sportberufliche Karriere außergewöhnlich liest.

Beretzki stieg nach nur einer Saison bei den US-Abfahrern zum obersten Konditionschef des gesamten amerikanischen Ski-Teams (Herren u n d Damen) auf. Zuvor war Beretzki in der erfolgreichen Jungtrainer-Ära von Dietmar Kühbauer für die Kondition der Admira-Kicker verantwortlich, auch bei Red Bulls Fußballern tätig, vier Jahre in Moskau Konditionstrainer von Spartak und zu Beginn des neuen Jahrtausends Betreuer im Austria Ski-Team gewesen.

Besonders gern erinnert sich Beretzki an die Moskauer Zusammenarbeit mit Fußball-Legionär Martin Stranzl ("Der hat eine einzigartige Trainingseinstellung") und an Stephan Eberharter. Letzteren hatte Beretzki als dessen Konditionsguru 2002 nach dem Olympiasieg in Salt Lake City auf seinen breiten Schultern aus dem Ziel getragen.

Eberharter äußerte sich soeben via Sportwoche über Österreichs (vorerst sieglose) Abfahrer in einem vorwurfsvoll kritischen Ton, wie er sonst nur im Fußball üblich ist. Eberharter wörtlich: "Die Hälfte unseres Abfahrtsteams war der absolute Wahnsinn. Das war nicht dieselbe Sportart, die ein Kjetil Jansrud ausübt."

Der Sieger von 18 Weltcup-Abfahrten meint, dass es auch Aufgabe der TV-Experten sei, klare Worte zu finden. Eberharter: "Der Assinger hat’s einmal beim Maier gemacht. Dann ist die ganze Nation über ihn hergefallen."

Maier ist heute, eine Woche nach seinem solide gefeierten 42. Geburtstag, TV-Gast in der Abschiedsshow von Markus Lanz. Unabhängig davon ließe sich darauf wetten, dass Maier das aktuelle Weltcupgeschehen eher kalt lässt. Schließlich fiebert auch Maier wie Miller der Geburt seines dritten Kindes entgegen. Nur ist anders als bei Bode die Mama nicht jedes Mal eine andere.

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