Von Kärntner und anderen Wundern

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Rang 1,2,3,6, 10 – 78. 000 Euro und somit zwei Drittel des Saalbacher Preisgeldes blieben in Österreich.

von Wolfgang Winheim

über die Abfahrt in Saalbach

Rang 1,2,3,6, 10 – 78. 000 Euro und somit zwei Drittel des Saalbacher Preisgeldes blieben in Österreich. Das war aber nicht der Grund, weshalb zwei Dienstautos der Finanzpolizei im Zielgelände vorfuhren. Das Weltcuppersonal sollte (wie schon beim Saison-Auftakt in Sölden) kontrolliert werden. Ob die Helfer ihre (bescheidenen) Einkünfte auch brav versteuern und sie alle sozial versichert seien.

Für ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel ("Bei uns san alle ordnungsgemäß ang’meldt") war die Präsenz der Steuerfahnder kein Thema. Vielmehr stapfte er, entzückt von seinen mutigen Abfahrern, schelmisch grinsend durch den Zielraum, um immer wieder zu verkünden: "A historische Niederlage!" Nachsatz: "Aber für die anderen."

Dass der ÖSV vor zwei Wochen medial abgewatscht wurde, weil kein ÖSV-Fahrer bei der WM-Abfahrt unter die Top Ten gekommen war, hat der Boss nicht vergessen.

In Wahrheit ärgert Schröcksnadel seit 25 Jahren (solang ist er schon im Amt), dass Schlappen zu Staatstragödie hochdramatisiert werden, bei Triumphen aber sofort daran erinnert wird, dass Skirennlauf ohnehin nur in den Alpen und spätestens nach einer WM auch dort kaum interessiere.

Daher nur im Telegrammstil für die von inflationären WM-Berichten vielleicht ermüdeten Sportkonsumenten:

Es war gestern in Maribor ihr zehnter Weltcupsieg, mit dem Anna Fenninger im Duell der Golden Ladys der Gesamtführenden Tina Maze auf 84 Punkte naherückte.

Es war gestern am Zwölferkogel in Hinterglemm die heikelste Herren-Abfahrt auf der (mit einem Höhenunterschied von 920 Meter) steilsten Strecke des gesamten Winters.

Es war ein Wunder bzw. ein Beweis für die Fitness der Ski-Athleten, dass mit Ausnahme eines folgenschweren Sturzes des Finnen Andreas Romar (Knieverletzung) im Zielauslauf nicht mehr passiert.

Und es war das erste Mal, dass mit Matthias Mayer und Max Franz zwei Kärntner, nur getrennt durch zwei Hundertstel, die Plätze 1 und 2 belegten. Der Kärntner Armin Assinger konnte den Doppelerfolg seiner Landsleute nur vom Spitalsbett aus mitverfolgen. Er hatte sich, zumal krankheitsbedingt von ihm schon die WM versäumt worden war, als ORF-Analytiker für Saalbach einteilen lassen. Wegen Assingers Achillessehnenriss bejubelte Hans Knauß mit Oliver Polzer die Abfahrtsshow. Das Duo war in Österreich wegen seiner WM-Form ins Schussfeld der Kritik geraten, während zu gleicher Zeit der Schweizer Ex-Abfahrts-Weltmeister Peter Müller in Zürich gestand, dass er Skisport viel lieber im ORF als im Schweizer TV konsumiere. Und das, obwohl bei den Eidgenossen der Olympiasieger und Pisten-Intellektuelle Bernhard Russi der Chefanalytiker ist.

Mehr noch: 48 Prozent geben in einer Online-Umfrage des Schweizer Blick dem ORF-Fan Peter Müller recht.

Was schließen wir daraus?

Dass die Schweizer ein besonders faires Völkchen sind. Oder: Dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt.

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