Warten auf den Unsichtbaren

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Noch gehört selbst auf Topniveau der Irrtum zum Fußball dazu wie der Doppelpass.

von Wolfgang Winheim

über den TV-Referee

Wussten Sie, dass Bayerns Trainer Pep Guardiola einen 1,5 Zentimeter kurzen Rasen wünscht, weil er sich darauf ein noch schnelleres Spiel verspricht? Dass Chelseas José Mourinho drei Zentimeter hohe Halme lieber sind; und dass Platzmeister alias Greenkeeper in England einen Status (plus Gage) wie in Österreich Spitzenkicker haben? Experten, die das Gras wachsen hören, wissen noch ganz anders zu vermelden:

Der unsichtbare Oberschiedsrichter kommt. Konkret: Ein Mann im Container, der über sämtliche TV-Zeitlupen verfügt, werde den Schiedsrichter auf dem Feld via Funk über Schlüsselszenen informieren und Fehlentscheidungen verhindern.

Noch gehört selbst auf Topniveau der Irrtum zum Fußball dazu wie der Doppelpass. Nicht weil die Schiris unfähig, sondern weil die Spiele so rasant geworden sind.

In dieser Kolumne war schon mehrmals angeregt worden, den vierten Referee aufzuwerten, indem man den am Spielfeldrand Postierten auf einen Bildschirm blicken und zumindest in zwei, drei Schlüsselszenen den Hauptschiedsrichter warnen und somit mitentscheiden lässt. Reaktion gleich null. Kein Wunder, zumal jeder Vorschlag, der aus Österreich oder von einem Reporter kommt, die Fußball-Päpste ungefähr so tangiert, wie wenn in Peking eine Eckfahne umfällt.

Mittlerweile aber wird über den TV-Referee auch in Deutschland diskutiert. Zumal selbst viele Besucher auf den Tribünen dank Smartphones und Sky-Go-Technik über strittige Szenen besser im Bilde sind als der Schiedsrichter auf dem Feld. Auch Georg Pangl, kürzlich zum Geschäftsführer der Vereinigung der (31) europäischen Profi-Ligen geadelt, begrüßt die Idee.

Jedoch: In Pangls burgenländischer Heimat sowie auf vielen anderen Provinz- bzw. Unterhausschauplätzen auch, wo nicht zig Kameras jeden Sünder entlarven, bleibt alles beim Alten. Bleibt die Tradition gewahrt. Bleibt die Rolle des Referees als alleiniger Entscheidungsträger und Buhmann unangetastet. Müssen notorische Streithanseln auch weiterhin nicht um ihr Wochenendvergnügen bangen.

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