Überflieger

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Die Grödener Saslong wirkt auf Rennprofis nicht ganz so furchterregend wie Kitz

von Wolfgang Winheim

über die Grödener Saslong

Ehe Hannes Reichelt in Gröden die Abfahrtsski anschnallt, flog der Kitzbühel-Sieger noch zur Kino-Premiere des Hahnenkamm-Filmes nach Wien. Der Streifen über die Streif beeindruckte. Die Grödener Saslong wirkt auf Rennprofis nicht ganz so furchterregend wie Kitz, filmreife G’schichterln ranken sich aber auch um die Südtiroler Hochgeschwindigkeitspiste. Und so erinnern sich Rennsenioren alle Winter wieder beim Grappa an der Bar im alten Hotel Wolkenstein,

wie einmal innerhalb von zwei Stunden zwei Mal abgefahren wurde, weil man der Zeitnehmung misstraute, der Schnellste aber trotzdem zwei Mal der Norweger Erik Haker war;

wie der legendäre ÖSV-Trainer Karl Kahr den Kamelbuckel-Sprung von Uli Spieß für die Eintagsfliege eines "Oberg’scheiten" hielt, mittlerweile aber alle Starter so wie 1980 der intellektuelle Alpin-Pionier Spieß alle Buckel überfliegen und dabei den höchsten Luftstand (rund sechs Meter) im Weltcup erreichen;

wie 1993 die Reporter den Sieg von Markus Foser versäumten, weil der Liechtensteiner erst mit Nummer 66 gestartet war;

wie sich Olympiasieger Fritz Strobl auf die Ski stieg und kopfüber aus dem Starthaus purzelte;

wie der Italiener Kristian Ghedina auf dem Zielschuss von einem Rehbock begleitete wurde, obwohl die Saslong schon im Dezember 2004 von 25.000 Meter Netzen abgeriegelt war;

wie ein RAI-Regisseur vom Staats-TV aus Rache, dass ihn die Grödener in einer Dachkammer einquartiert hatten, ständig apere Südhänge einblenden ließ.

Heuer haben selbst Nordhängen ihr herbstlich braunes Kleid noch nicht abgelegt. Trotzdem sind zwei Drittel der 59 Grödener Lifte schon in Betrieb. Und 65 Schneekanonen sollen den Abfahrtskanonen ihre Europa-Saison-Premiere ermöglichen.

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