Russischer Werbebotschafter

Aufsteiger der Saison: Choroschilow ist in der Top-7-Gruppe im Slalom.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Die Söldener unterstützen Choroschilow nicht ohne Hintergedanken.

von Wolfgang Winheim

über Alexander Choroschilow

Was haben ein populärer Amerikaner und ein bislang unbeachteter Russe gemeinsam? Beide machen für einen österreichischen Skiort Reklame.

Während Sölden-Werber Bode Miller nach beeindruckendem Training in die USA düst, um sich auf sein WM-Comeback in Colorado vorzubereiten, übersiedelt der aus Sibirien stammende Sölden-Werber Alexander Choroschilow nach Schladming. Dorthin, wo sich Russen daheim fühlen;

wo Wladimir Putins Töchter so oft und so lange unbemerkt Skiferien machen und Discos besuchen durften, bis eine Tageszeitung sie auf der Titelseite abbildete, worauf sie nie wiederkommen durften;

wo das russische Skiteam (zuerst nächst der Schladminger Skihandelsschule und jetzt in der Ramsau) sein permanentes Alpen-Quartier aufgeschlagen hat;

wo Alexander Choroschilow, zumal der Steirer Wolfgang Mitter Koordinator des russischen Teams ist, auf der Reiteralm bevorzugt trainieren und mit Marcel Hirschers Erlaubnis zuweilen die für den Champion speziell präparierten Eispisten benützen darf;

und wo Choroschilow am Dienstag im Flutlicht-Slalom glänzen und vielleicht als erster Russe seit 33 Jahren (seit Alexander Schirow) auf einem Podium landen kann.

Choroschilow fuhr in allen sieben bisherigen Slaloms unter die Top 10. In den Jahren zuvor hatte er – nicht nur optisch – Haare lassen müssen. Mit 30 gilt er als Spätberufener, wie der schwedische Premierensieger Mattias Hargin, 29.

"Seit Alexander verheiratet ist, fährt er viel, viel konstanter", sagt der vom ehemaligen Slalom-Ass zum Manager mutierte Ski-Magister Kilian Albrecht, der Choroschilow zum Kopfsponsor verhalf. Die Söldener unterstützen Choroschilow nicht ohne Hintergedanken, gilt es doch auch im Ötztal den russischen Gast zurückzuerobern. Vom Rubel-Kursverfall und dem antirussischen EU-Kurs profitiert bisher Sotschi. Im dortigen olympischen Skigelände, weiß Mitter, war zum Jahreswechsel der Ansturm von Gästen aus Moskau und Umgebung dermaßen groß, dass keine Gondeltickets mehr ausgegeben werden durften.

Wie in Sölden bleiben in Kitzbühel trinkfeste russische Gäste aus. Auch ohne sie wurde die Nacht von Samstag auf Sonntag zum Promille-Weltcup. Blaulichtgeflacker dominierte. Nicht gestürzte Rennläufer, sondern abgestürzte rot-weiß-rote Fahnenträger zwangen Einsatzkräfte zu Überstunden.

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