Im Wandel der Zeit

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Sie lebt jetzt in Wien. Ist Doppelstaatsbürgerin. Und – so der Papa – schon ganz auf Grün-Weiß fixiert.

von Wolfgang Winheim

über ein Mädchen namens Anastasiya

Anastasiya kam in Lwiw alias Lemberg, dort, wo Rapid am Dienstag zum Retourspiel antritt, im Juni 2011 zur Welt ...

... als ihr Wiener Papa, ein Stammgast von der Westtribüne, mit Babysachen aus dem Rapid-Shop zehn mühsame Autostunden weit zur ukrainischen Kindesmutter nach Lwiw fuhr;

... als es bei Rapid den Frust über Platz fünf (13 Punkte hinter Meister Sturm Graz) plus einen Platzsturm empörter Fans im Derby zu verkraften galt;

... als Zoran Barisic nach der Entlassung von Peter Pacult als Interimscoach fungieren durfte;

... als man in Anastasiyas ukrainischer Heimat noch stolz der EM 2012 entgegenfieberte;

... und als in Donezk alles über die 300 Millionen Euro teure neue Donbass-Arena von Schachtar staunte.

Doch was hat sich – Schachtars Meisterrolle ausgenommen – seither nicht alles geändert?

Im ostukrainischen Donezk wurde die von Granaten getroffene Donbass-Arena zur Ausgabestelle für Hilfspakete an vom Krieg traumatisierte Kinder umfunktioniert.

In Lwiw nahe der westukrainischen Grenze zu Polen oder in Odessa am Schwarzen Meer trägt Schachtar die Heimspiele aus.

In Wien ist aus Rapids Verlegenheitslösung Zoran B. ein Coach ohne Ablaufdatum geworden, während in Hütteldorf für 60 Millionen ein neues Stadion entsteht.

Und Anastasiya? Sie lebt jetzt in Wien. Ist Doppelstaatsbürgerin. Und – so der Papa – schon ganz auf Grün-Weiß fixiert. Laut Gesetz wird sie sich mit 18 für den österreichischen oder den ukrainischen Pass zu entscheiden haben. 2029 – wenn Rapids neues Stadion vielleicht schon wieder zu klein sein wird, weil die Grünen Stammgast in der Champions League sind. Und wenn Donezk hoffentlich längst wieder in Donezk spielen kann.

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