Die nächste Generation mit Gold-Genen steht bereits vor den Toren zum Weltcup

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Auch kommt’s im Skizirkus vielmehr auf Idealismus und skiverrückte, opferbereite Eltern.

von Wolfgang Winheim

über neue Ski-Hoffnungen

Vorletzte Weltcup-Station der Saison im slowenischen Kranjska Gora. Vorbei sind die Zeiten, als dort die österreichische Hypo Alpe-Adria Bank als Sponsor protzte. Und als Lokalmatadore aus dem ehemaligen Jugoslawien an der Spitze mitmischten.

Die Nummer 1 des slowenischen Skiteams Tina Maze ging gestern 2440 Kilometer nördlich ihrem Beruf nach. Dennoch waren zu gleicher Zeit in ihrer Heimat die Tribünen voll. Und die Stimmung dem Prachtwetter angepasst.

Die berüchtigten (dem Fußballklub Dinamo nahestehenden) Bad Blue Boys aus Zagreb, die mit Leuchtraketen und aggressiven Sprechchören unangenehm auffielen, machen um Kranjska Gora längst einen Bogen.

Die nächste Generation mit Gold-Genen steht bereits vor den Toren zum Weltcup
epa04653460 Second-placed Vincent Kriechmayr of Austria smiles on the way to the winners' podium after the Men's Alpine Skiing World Cup Super-G race in Kvitfjell, Norway, 08 March 2015. Seen in background waiting for his turn is winner Kjetil Jansrud of Norway. EPA/NTB SCANPIX NORWAY OUT

Ausländer werden angefeuert. Gleichgültig, ob es sich um den französische Sieger Alexis Pinturault handelt, dessen Mutter Norwegerin ist, oder um Marcel Hirscher, dessen Mama aus Den Haag kommt. Beim letzten Super-G des Winters am Donnerstag in Méribel könnte der Oberösterreicher Vincent Kriechmayr, dessen Mutter aus Belgien stammt, seinen ersten Weltcup-Sieg feiern.

Ihr aller Ehrgeiz kennt keine Grenzen. Auch kommt’s im Skizirkus ohnehin immer weniger auf die Herkunft an, sondern vielmehr auf Idealismus und skiverrückte, opferbereite Eltern. Die müssen rund 10.000 Euro (bzw. 40.000 Dollar in den USA) jährlich in ihren Nachwuchs investieren, ehe es – wenn überhaupt – zum Weltcupläufer reicht. Mit Tina Weirather, Felix Neureuther und Matthias Mayer haben es die Kinder von einstigen Medaillengewinnern bereits selbst zu großen Erfolgen gebracht. Jetzt klopft die nächste Generation mit Gold-Genen bei der Weltspitze an. Obwohl die Olympiasiegersöhne Elia Zurbriggen (SUI) und Johannes Strolz (AUT) in Kranjska Gora noch kräftig Lehrgeld zahlen mussten.

Nina Ortlieb, Tochter des Abfahrtsolympiasiegers von 1992, Arlberger Hoteliers und Ex-FP-Nationalrats Patrick Ortlieb wurde soeben Junioren-Weltmeisterin. Bei derselben Veranstaltung schnitt das stärkere österreichische Geschlecht schwach ab: Medaillenlos fliegen die Burschen aus Norwegen heim.

Interpretiert man die Junioren-WM wie gewohnt als Vorschau auf das Weltcupgeschehen von morgen, dann wird es Jahrzehnte dauern, bis Hirscher einen Nachfolger findet. Gleichgültig, ob er am nächsten Sonntag in Méribel als erster österreichischer Mann zum vierten Mal als Weltcup-Gesamtsieger gefeiert wird oder nicht.

Trotzdem wird seine permanente Hochform schon als Selbstverständlichkeit betrachtet. Sollte das typisch österreichisch sein, dann ist das im Moment das einzige, was den halben Holländer stört.

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