Der Aufsteiger und seine andere Rolle

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Der personifizierte Beweis, dass Erfolg auch ohne Leute-Schinderei und Feldwebel-Ton möglich ist.

von Wolfgang Winheim

über Ralph Hasenhüttl

Handstandüberschlag mit nicht immer perfekter Landung: Als Spieler pflegte Ralph Hasenhüttl seine Tore mit der "Hasi-Rolle" zu feiern. Als Trainer stellt der Österreicher den deutschen Fußball ein bissl auf den Kopf: Aalen von der Drittliga-Schießbude zum Aufsteiger gemacht; Ingolstadt in Liga zwei vom letzten auf den ersten Platz und damit in die erste Bundesliga gebracht. Das Cup-Los will es, dass Hasenhüttl eine Woche vor dem Liga-Start die Ingolstädter an seinem 48. Geburtstag am Sonntag just vor seiner Haustür zu coachen hat. In Unterhaching. Dort, wo er immer noch wohnt und wo 2007 seine Trainerlaufbahn begann.

Hasenhüttl ist – so wie Peter Stöger in Köln – mehr als nur Sternschnuppe am Fußball-Himmel. Nämlich der personifizierte Beweis, dass Erfolg auch ohne Leute-Schinderei und Feldwebel-Ton möglich ist. Hasenhüttl gibt zu, dass der Stürmer Hasenhüttl ("Weil zu bewegungsarm") kein Liebling vom Trainer Hasenhüttl wäre; und dass er schweißnasse Hände plus schlaflose Nächt’ in den ersten Wochen seiner Trainerkarriere gehabt habe.

Der Steirer dankte zu Zeiten, als es schick war, sich von Uli Hoeneß zu distanzieren, dem inhaftierten Bayern-Boss, dass der ihm die Ausbildung an der Sporthochschule Köln ermöglicht hat.

Konträr zu Trainer-Prolos alter Schule begegnet Hasenhüttl Spielern, Gegnern und Schiedsrichtern mit Respekt. Um Kollisionen zu vermeiden, wenn er sich einmal wegen eines Fehlpfiffs doch im Ton vergreift, nimmt er vorsorglich am äußersten Ende der Trainerbank und somit stets am weitesten entfernt vom vierten Referee Platz.

Besonders gern sitzt Hasenhüttl am Klavier. Das Spielen ohne Noten, sagt der Hobby-Pianist, eigne sich optimal zum Verarbeiten von Niederlagen. Ironischer Nachsatz: "Künftig werde ich vielleicht mehr Klavier spielen müssen." Soll heißen:

Als Bundesliga-Neuling habe man mit der einen oder anderen brutalen Landung zu rechnen. So eine hatte – mehr als nur symbolisch – Josef Hickersberger 1993 wegen Hasenhüttl bei der Austria erlebt, als er seinem damaligen Torjäger die richtige Haltung bei der Hasi-Rolle demonstrieren wollte.

Glaubt man Hasenhüttl, dann musste Hickersberger nach seiner Turneinlage sogar operiert werden. Jedenfalls sagt der Trainer-Aufsteiger über seinen Ex-Trainer 22 Jahre danach: "Ich hoffe, der Pepi kann inzwischen wieder schmerzfrei gehen."

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