Tabubruch in der Machowelt

Wie Österreicherinnen jenseits der Grenzen die Fäden ziehen.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Dort leitet die Rapid-affine Delia Fischer, 39, die große Media-Abteilung

von Wolfgang Winheim

über eine erfolgreiche Österreicherin bei der FIFA

Überm Schreibtisch hängt ein Rapid-Schal. In Anbetracht von 800.000 Rapid-Sympathisanten wäre das nichts Ungewöhnliches, wenn … ja wenn es sich nicht beim grün-weiß verzierten Büro um eines im Zürcher FIFA-Palast handeln würde. Dort leitet die Rapid-affine Delia Fischer, 39, die große Media-Abteilung. Ein Job, der zur Aufgabe hat, den Weltfußballverband korrekt gewürdigt zu wissen, was in turbulenten Zeiten wie diesen nach Sisyphusarbeit klingt.

Fischer ließ sich schon zwei Jahre vor der Südafrika-WM von der FIFA nach Johannesburg delegieren. Und sie scheute nicht davor zurück, als Frontfrau bei der WM 2014 in Brasilien vor vielen die Messer wetzenden Journalisten unaufgeregt aufs Podium zu treten.

Die ehemalige Vorzugsschülerin des Sacre Cœur Pressbaum hatte 1992 als Reporter-Lehrling ("vom Edi Finger") bei Radio Wien begonnen. Und 1998 als Mitarbeiterin des deutschen Sportinformationsdiensts Journalistenprofis vor Neid erblassen lassen, als keinem Franzosen, sondern ihr nach der Frankreich-WM das Exklusivinterview mit Frankreichs introvertiertem Weltmeistertrainer Aime Jacquet gelang. Inzwischen beherrscht die Niederösterreicherin fünf Sprachen plus jene der Diplomatie.

41 Prozent des (aus 44 Nationen stammenden) FIFA-Personals, sagt Fischer, seien weiblich. Und von einer Senioren-Riege könne auch keine Rede sei, betrage doch der Altersschnitt in Joseph Blatters Imperium 37,7 Jahre. Der 79-jährige (Noch-)FIFA-Präsident wird am 28. Juli zur Qualifikationsauslosung der WM 2018 nach Russland fliegen. Fischer ist in St. Petersburg selbstverständlich dabei, wenn die neue Nummer 15 der Welt (= Österreich) aus Lostopf 2 gezogen wird.

Barbara Briegl hat die Auslosung (der deutschen Bundesliga), die in den nächsten zehn Monaten ihr Leben bestimmt, schon hinter sich. Bei Aufsteiger Ingolstadt ist die 30-jährige Wienerin neben Trainer Ralph Hasenhüttl, Tormann Ramazan Özcan, Lukas Hinterseer und Neuerwerbung Markus Suttner die fünfte österreichische Arbeitskraft. Doch keineswegs das fünfte Rad am Wagen. Als Teammanagerin entscheidet Briegl, wo logiert und wie gereist wird. Vor Auswärtsspielen, verrät sie augenzwinkernd, dürfe man den Sonderflughafen der bayrischen Auto-Stadt benützen. Aber im Klub habe dort trotz des erstmaligen Aufstiegs in die höchste Klasse niemand abgehoben.

In der zweiten Liga saß die ehemalige Hockeyspielerin anfänglich sogar auf der Betreuerbank. In der ersten nimmt sie ein paar Meter hinter Erfolgscoach Hasenhüttl Platz.

Bei der österreichischen Bundesliga assistierte Briegl nach Absolvierung der Management-Akademie dem (Ex-)Liga-Vorstand Georg Pangl. Zur Übersiedlung nach Deutschland verhalf ihr Dietmar Beiersdorfer (jetzt Vorstand beim Hamburger SV), der sie während gemeinsamer Red-Bull-Zeiten in Salzburg schätzen gelernt hatte. Im Mädchenalter war Barbara glühender Fan von Bayern München gewesen. Vom Meister, bei dem die österreichische Rekordtorjägerin Nina Aigner, dezent und geschätzt, seit ihrem Karriereende die PR-Abteilung verstärkt.

Bei Red Bull Leipzig soll Ernst Happels Enkelin Christina als Medienbeauftragte dem Zweitligisten zu einem positiveren Image verhelfen. Eine Zielvorgabe, die in Anbetracht der deutschen Vorurteile gegenüber den Fußball-Aktivitäten des Dosen-Konzerns ähnlich heikel wie jene von FIFA-Lady Fischer ist.

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