Doch in 20 Jahren wird bei Nostalgiesendungen über die gegenwärtige Alaba-Generation vermutlich genauso gelächelt werden

von Wolfgang Winheim

über den Lauf der Zeit

Viel Trinken bei dieser Hitz’. No na. Diesen Rat, werden Sie sagen, haben unsere Großväter schon vor 40 Jahren erteilt. Irrtum. Die Trainergrößen dieser Zeit hatten das Gegenteil verlangt. Josef Hickersberger bleibt unvergessen, wie er als Jung-Austrianer litt, weil der berühmte Ernst Ocwirk im Sommer-Camp nur ein einziges Glas Wasser pro Tag erlaubte. Hans Krankl erlebte bei Rapid ähnliche Torturen. Aus heutiger Sicht Harakiri mit Anlauf.

Noch Anfang der 90er mussten die Nationalspieler unter Ernst Happel selbst bei 35 Grad ausnahmslos mit langen Hosen und hochgeschlossenen Jacken trainieren. Dabei hatte Happel DDR-Lehrbücher nicht nur nach Gewicht bestellt, sondern sie auch gelesen. Niemand wagte zu widersprechen. Ja, Happels Co Dietmar Constantini schloss sich im vorauseilenden Gehorsam, bei der ärgsten Glut adjustiert wie im Herbstnebel, dem kollektiven Wettschwitzen an.

Die meisten Stars dieser Zeit dampften konträr zur heutigen Anti-Raucher-Fraktion in Marcel Kollers Nationalteam auch lang nach Matchschluss. Ob Wohlfahrt, Zsak, Polster, Prohaska oder Ogris – prominenteste Austrianer waren treue Kunden vom Klubsponsor, der zu Beppo Mauharts Präsidentenzeit Memphis hieß. Davor hatte Prohaska als Italien-Legionär miterlebt, wie sich sein Klubkollege und Weltmeister Bruno Conti bei Meister AS Roma sogar in der Kabine eine Zigarette anzünden durfte.

Viel Rauchen, wenig Trinken, falsch Essen – in Anbetracht solcher Lebensgewohnheiten erforderten auch die seinerzeitigen Spitzenspiele viel Überwindung, obwohl uns TV-Konserven legendärer Schlachten heute wie Schlafwagenkick vorkommen.

Doch in 20 Jahren wird bei Nostalgiesendungen über die gegenwärtige Alaba-Generation vermutlich genauso gelächelt werden – wenn bedingt durch fliegende Wechsel wie im Eishockey das Spiel noch schneller sein wird, wenn Sauerstoffflaschen überm Ersatzbankerl hängen und zehn von elf Fußballern mit Kopfschutz einlaufen werden. Und wenn Sepp Blatter vielleicht noch immer FIFA-Präsident ist. Oder schon wieder.

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