Im Teamkader steht nur ein Euro-Fighter von Rapid und kein Austrianer

von Wolfgang Winheim

über den Fußball-Aufschwung in Österreich

Österreich erstmals unter den besten Zehn der Fußballwelt. Rapid erstmals nach 20 Jahren für die Europacup-K.-o.-Phase im Frühjahr qualifiziert. Auch spricht’s für den Aufschwung, dass es sich Teamchef Marcel Koller leisten kann, nur einen grün-weißen Euro-Fighter (Florian Kainz) und keinen Spieler von Tabellenführer Austria für das Schweiz-Ländermatch einzuberufen.

Davor fliegt der Koller-Kader noch ins Teamcamp an die Costa Blanca. Dort planschen deutsche, englische und Schweizer Pensionisten noch im November im Mittelmeer. Allen Traditionsklubs der Region indes steht das Wasser bis zum Hals. Das Platzen der Immobilienblase (600.000 leere Wohnungen) war für den einst von Baulöwen gesponserten Fußball folgenschwer.

Den FC Elche, auf dessen 40.000er-Stadion die Teamspieler beim Anflug auf Alicante runtersehen werden, brachten vier Lotto-Millionäre in die Primera División. Inzwischen wachsen in der palmenreichsten Stadt Europas die Bäume nicht mehr in den Himmel. Wegen finanzieller Verstöße wurde Elche in die Segunda División versetzt. In der liegt Ex-Erstligist Almeria an letzter Stelle. Hercules Alicante kann gar nur in der dritten Liga Muskeln zeigen.

Alle müssen Steuer-Schulden abbauen und Krankenkassen-Rückstände begleichen. Konträr zu früher kennt Spaniens Finanz mit der Fußballbranche (zumindest mit dem Mittelstand) keine Gnade mehr. Weshalb gut ausgebildete Kicker schlechter verdienen. Nur Spitzenklubs treiben’s mit dem Geldausgeben weiter an die Spitze. Barça und Real wären in Europa nach wie vor auch sportlich das Maß aller Dinge, wenn ... ja wenn’s nicht den FC Bayern gäbe.

Die Basis zum Bayern-Wunder hatte Uli Hoeneß gelegt. Er hatte auch Pep Guardiola geholt, ehe er in den Häf’n musste. Deutsche Fußball-Lichtgestalten reagierten damals so, als hielten sie Steuerbetrug für ein Kavaliersdelikt. Spätestens jetzt, da auch gegen Beckenbauer und Co. ermittelt wird, kommen einem deren so zurückhaltend und moderat gewählte Worte zum Fall H. nicht mehr Spanisch vor.

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