Ober-Raser aus Oberösterreich

Kaum haben die Schnellsten auf Asphalt ihr letztes Rennen bestritten, steht den Schnellsten auf Schnee ihr erstes bevor. Die Formel 1 gilt als das (unerreichbare) Vorbild der Ski-Branche. Speziell die Abfahrer schielen seit Rennläufer-Generationen bewundernd zu den Bleifuß-Piloten, obwohl die Unfallhäufigkeit auf zwei Brettln schon größer ist.

Diesem Trend soll ein Ex-Weltmeister entgegenwirken. Hannes Trinkl, der 2001 bei der Heim-WM in St. Anton aufgetrumpft hatte, ließ sich zum heikelsten Funktionärsjob des Alpinzirkus überreden. Der Oberösterreicher übernimmt die Letztverantwortung für alle Abfahrten im Herren-Weltcup. Am Samstag erfolgt für den 46-Jährigen in der kanadischen Einöde die Premiere. Die Liste prominenter Abwesender übertrifft fast jene der Favoriten.

Ob Eric Guay, Bode Miller,Ted Ligety oder Aksel Lund Svindal – sie alle machen verletzungsbedingt ums eiskalte Lake Louise einen unfreiwillig großen Bogen. Abgesehen von den fehlenden Alten bleibt dort alles beim Alten. Wie jedes Jahr im November wohnen alle Teams unter einem Hoteldach. Wie jedes Jahr werden ungleich weniger Zuschauer im Ziel als bei einem Formel-1-Rennen Mechaniker sein. Und wie jedes Jahr wird kritisiert, warum denn die Kanadier keinen Renn-Schauplatz in Nähe einer größeren Siedlung finden.

Trinkl indes liebt die Natur. Schon als Rennläufer taute er bei minus 20 Grad erst so richtig auf. Weil auch die Piste im Top-Zustand ist, findet er’s im "Home of Grizzly" , wie auf Highway-Schildern steht, "echt bärig". Und Cougars ( Pumas), die im Gegensatz zu Bären keinen Winterschlaf benötigen und vor zwei Jahren Service-Leute zittern ließen, als sie um deren Container schlichen, hat Trinkl sowieso nicht gesehen.

Wobei der Nordamerikaner auch Frauen, die auf jüngere Männer abfahren, Cougars nennt. Mister Trinkl hat sicher nur Schneeraubkatzen gemeint.