Netrebko zum Schleuderpreis

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Das penetrante Werben ist nicht immer eine Reklame

von Wolfgang Winheim

über Sponsoring im Skisport

Ehe die Doppelstaatsbürger Marcel Hirscher (AUT/NED), Fritz Dopfer (GER/AUT) und Alexis Pinturault (FRA/NOR) auf US-Kunstschnee um Medaillen carven, hat Doppelstaatsbürgerin Anna Netrebko (RUS/AUT) ihren Auftritt am WM-Schauplatz. Sie singt am Donnerstag im Arts Center von Beaver Creek.

Annas Landsmann Alexander Choroschilow, der in allen bisherigen acht Slaloms unter die Top Ten und in Schladming erstmals auf den ersten Platz fuhr, wird erst am letzten WM-Tag im Einsatz sein.Wenn Marcel Hirscher im Slalom seinen WM-Titel zu verteidigen hat und Österreich dank des Salzburger Wildcard-Besitzers ein einziges Mal in einem Herren-Bewerb der WM 2015 fünf statt vier Starter starten darf.

Bis dahin ...

... wird der ORF zehn Mal über Einschaltziffern jenseits der Million geprahlt haben;

... wird sich so ziemlich jeder vom ÖSV zur Vorsicht angehaltene WM-Starter der Phrase "Schau ma amol, dann sehn ma eh" bedient haben;

... wird Rainer Pariasek zum gefühlten 200. Mal einem von ihm im Zielraum zu einer Wortspende gebetenen Nachzügler viel Glück für den zweiten Durchgang oder das nächste Rennen gewünscht haben;

... wird ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel medienwirksam versichert haben, dass Skisport der wichtigste Sport und sein ÖSV der beste alle Verbände sei (was vielleicht sogar stimmt);

... werden sich Foto-Reporter Frostbeulen (zumal sie stets eine Stunde vor Rennbeginn auf der Piste bewegungslos stehen müssen) oder blaue Flecken geholt haben, als es galt, Tiger Woods oder Arnold Schwarzenegger abzulichten;

... werden Rennläufer im Zielraum x-mal Skier, die sie nie fuhren, Trinkflaschen, aus denen sie nie tranken oder Handys, mit denen (weil Attrappen) sie nie telefonierten, in die Kameras gehalten haben;

... wird selbst in einem noch so überheizten Medienzentrum ein Skirennläufer nie bei der Pressekonferenz seine mit dem Sponsor-Logo verzierte Haube abgenommen haben.

Das penetrante Werben ist zwar nicht immer eine Reklame. Aber es ist für viele Fahrer – hochkarätige à la Lindsey Vonn, Anna Fenninger, Tina Maze, Felix Neureuther und Hirscher ausgenommen – die einzige Chance, um an den Futtertrog zu gelangen. In Beaver Creek und Vail haben die, die Kopf und Kragen riskieren, weniger im Börsel als jene, die ihnen dabei zuschauen. Weshalb für Letztere die 198 Euro teure Karte fürs Netrebko-Konzert ein Schnäppchen ist.

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