Mr. Jetlag und die Soccer-Zukunft
Luca, 6, und Louis, 3, müssen bei der Eiersuche ohne ihren Papa auskommen.
über Andreas Herzogs Reiseverhalten
103 Länderspiele bestritt Andreas Herzog für Österreich. Jetzt schickt sich der Rekord-Internationale an, auch als Trainer Rekorde zu brechen: Keiner düst so oft im US-Auftrag hin und her wie er, der als Spieler so flugscheu war.
Luca, 6, und Louis, 3, müssen bei der Eiersuche ohne ihren Papa auskommen. Denn der checkt am Ostersonntag um 6 Uhr früh in Wien-Schwechat wieder einmal Richtung Kalifornien ein.
Die Pflicht und US-Teamchef Jürgen Klinsmann rufen. Herzog, 45, wird ausnahmsweise nicht zum A-Team, sondern zur U-21-Auswahl Business Class eingeflogen. Eine Aufgabe, der er gern nachkommt. Was darauf hindeutet, dass der Wiener Trainer des US-WM-Teams seine Zukunft auch nach der WM in Nordamerika sieht.
Herzog sitzt vor einer großen US-Flagge in seinem Büro in Breitenfurt und dementiert nicht. Er ist überzeugt,
... dass Soccer trotz der von US-Medien bevorzugten Konkurrenz (American Foot-, Basket- und Baseball) vor dem Durchbruch steht;
... dass die Überraschungstransfers von Michael Bradley (verließ AS Roma Richtung Toronto, wo er 40 Millionen Dollar für sechs Jahre erhält) und Clint Dempsey (von Tottenham für sechs Millionen jährlich nach Seattle) nur der Anfang einer Rückkehrwelle der Legionäre sind;
... dass der neue Klub New York City (steigt 2015 ein) und David Beckhams Florida-Projekt mit Traumstadion in Miami einen Boom der Major League auslösen wird;
... und dass in sechs, sieben Jahren Europas Champions League durch die Teilnahme von US-Klubs zu einer Jetlag-Show mit Rekordgewinnen aufgeblasen wird.
Herzog 007
Noch aber gilt die Konzentration der WM, die für Klinsmann/Herzog heikel genug wird, zumal die Gruppengegner Deutschland, Ghana, Portugal (mit Cristiano Ronaldo) heißen und die USA trotz 23 Länderspielen im Jahr 2013 nie in derselben Formation einlaufen konnte. Ende nächster Woche begibt sich das Duo mit Ärzten und Ernährungswissenschaftlern in Klausur. Jede Übungseinheit mit Ball oder Hantel, jede Mahlzeit, jede Taktik-Schulung im fünfwöchigen WM-Trainingslager in der Stanford Uni von San Francisco wird schon jetzt minutiös festgelegt.Neben Ex-Europameister Berti Vogts, der die Gegner ausspioniert, zählt auch ein Irak-erprobter Undercover-Agent zum engsten WM-Staff. Dazu schweigt Herzog. Nur so viel:
Reisen mit dem US-Team, das im WM-Camp in São Paulo am strengsten bewacht wird, kann abenteuerlich sein. So wurde Herzog, als er in San Pedro Sula ( Honduras) bei 39 Grad zum Luftschnappen vor die Hoteltür treten wollte, von einem schwer Bewaffneten gerade noch gestoppt. Kurz später folgte draußen ein minutenlanger Schusswechsel. Erst danach erfuhr Herzog: "Wir hatten uns in der laut Polizeistatistik kriminellsten Stadt der Welt befunden."
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