Kindereien

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Ihr Rasenverbot für die Spielerkinder ist nicht nur kindisch, sondern scheinheilig.

von Wolfgang Winheim

über die UEFA

Nachdem aus dem Gipfelsturm bei der EM nichts wurde, hat sich ÖFB-Teamchef Marcel Koller in seiner Schweizer Heimat auf eine Alm zurückgezogen. Ein TV-Gerät wird, nein muss, es dort oben trotzdem geben. Denn: Am Mittwoch wird mit Portugal jenes Team, gegen das Österreich mit Kampf, Krampf und Glück das einzige EM-Punkterl eroberte, auf Wales treffen. Und der für sein akribisches Analysieren der Gegner bekannte Koller wird sich, wenn er schon auf eine Vorort-Spionage in Lyon verzichtet, nicht dem Vorwurf aussetzen, das Match ignoriert zu haben. Zumal Österreich am 6. Oktober im ersten Heimspiel nach der EM in der WM-Qualifikation auf Wales trifft.

Als Österreich 2013 in Wales 1:2 verlor, ahnte niemand, dass der junge 1:0-Schütze Gareth Bale, der damals im Freundschaftsspiel Fuchs und Co. um die Ohren lief, für 100 Millionen von Tottenham zu Real wechseln und zum weltweit teuersten Spieler werden würde.

Bei der EM zeigt Bale keinerlei Allüren. Im Gegenteil: Der 100-Millionen-Mann ordnete sich nach dem Motto "Der Star ist die Mannschaft" dem Kollektiv unter. Und bei neutralen EM-Zuschauern, die Taktik weniger interessiert, hat der Waliser auch gepunktet: Als er Töchterchen Alba Violet aufs Feld kommen ließ und mit ihr nach dem Sieg über Belgien vor jubelnden Fans um die Wette lief. Gleiches wird, selbst wenn Wales den EM-Titel holt, nicht mehr passieren. Auch dass die Buben des slowakischen Teamkapitäns Marek Hamsik nach dem 0:3 gegen Deutschland, begleitet von Applaus, aufs Tor ballerten, missfiel der UEFA. Ab sofort darf’s bei der EM nicht mehr menscheln. Was Turnierdirektor und Koller-Landsmann Martin Kallen im Auftrag der europäischen Fußball-Union mit Sicherheitsbedenken und den Worten "Wir sind keine Kinderveranstaltung" begründet. Nur:

Zu Spielbeginn dürfen Kinder die Teams sehr wohl aufs Feld begleiten und mit ihnen auch noch bei der Hymne strammstehen. Weil es sich dabei um eine Werbeaktion von UEFA-Hauptsponsor Mc- Donalds handelt. Somit haben sich die UEFA-Moralapostel demaskiert. Ihr Rasenverbot für die Spielerkinder ist nicht nur kindisch, sondern scheinheilig.

Kommentare