Kein Prohaska im Prater

Herbert Prohaska analysiert am Mittwoch vom Wiener Küniglberg aus, was in Paris zwischen Ibrahimovic und Ronaldo passiert, ehe es sich der ORF-Analytiker am Donnerstag daheim in seinem Klosterneuburger Patschenkino gemütlich machen wird. Beim Europa-League-Spiel Rapid – Viktoria Pilsen sind nur Puls 4 und Sky im Bilde.

Ein legendärer Ex-Rapidler, mit dem sich Prohaska einst im Mittelfeld matchte, überlegt noch, ob er auf Ersuchen eines tschechischen TV-Senders Prag nach Wien in den Prater kommt. Zumal Antonin Panenka als Präsident der Bohemians andere Sorgen hat. Sein Klub ist wie Rapid-Gegner Pilsen Zweiter der tschechischen Liga – bloß am unteren Ende der Tabelle.

"Aber zur Eröffnung des neuen Rapid-Stadions kommt Antonin sicher", weiß dessen Freund Josef Kadraba, der wiederum als einziger österreichischer Staatsbürger von sich behaupten kann, Fußball-Vizeweltmeister gewesen zu sein. Das war 1962 bei der WM in Chile, für die der ÖFB aus Kostengründen erst gar nicht nannte, während die nördlichen Nachbarn als CSSR über sich hinauswuchsen. Erst das Finale gegen Brasilien verloren Kadraba und Co.

Als Kadraba 1967 eine Lücke im eisernen Vorhang fand und nach Wien kam, um fortan bei einem Autohaus zu arbeiten und für dessen Firmenklub als Feierabendprofi zu kicken, ließ das kommunistische Regime in Prag den Namen Kadraba aus allen Statistiken streichen. Inzwischen ist Kadraba, 82, längst Österreicher. Und in Prag längst rehabilitiert: Soeben kommt dort eine Goldmünze vom silbernen Joschi zum Kaufpreis von 10.950 Kronen (=404 Euro) auf den Markt.

Den Marktwert von Rapid und Pilsen hält Kadraba für ziemlich gleich. Bekannter als mit Fußball ist die 170.000-Einwohner-Stadt Pilsen durch ihr Bier. Kapitän David Limbersky, der im Sommer zu tief ins Krügel geschaut hatte, wurde verziehen. Dagegen fehlt der gesperrte Teamverteidiger Vaclav Prohazka in Wien. Ein Prohaska wird die Partie für Rapid dennoch nicht. Prohaska – bittascheen – heißt auf Deutsch ... Spaziergang.