Dorftratsch

Es war nicht anders zu erwarten: Eine Woche nach der WM sahen bei den österreichischen Europacup-Premieren im Schnitt eine Million ORF-Kunden weniger zu als bei den nächtlichen Übertragungen aus Brasilien. Daher sei hiermit anerkennend wiederholt, was manch urlaubender Fußballfreund vielleicht noch gar nicht weiß und womit im Gegensatz zum Quoten-Absturz auch niemand rechnen konnte:

Der SV Grödig, dessen Mini-Arena nicht einmal für internationale Spiele zugelassen ist, deklassierte in Belgrad den serbischen Tabellenfünften in der Euro-League-Qualifikation mit 4:0. Und der Zweitliga-Klub St. Pölten hat sich bei seinem ersten internationalen Auftritt auch nicht blamiert. Nur 1:2 in Bulgarien.

Die Achtungserfolge zum Saisonauftakt tun der Liga gut, zumal ihr ohnehin der Ruf anhaftet, zum Dorfchampionat verkommen zu sein. Trotzdem sollte man die Kirche im Dorf lassen.

Mit der (unteren) europäischen Mittelklasse brauchen selbst No-Names den Vergleich nicht zu scheuen. Der Abstand zu den Millionenklubs aber wird, nein muss, noch größer werden.

Was international gilt, trifft auch auf die nationale Meisterschaft zu. Auch dort ist Red Bull Salzburg allein schon wegen des Geldes aus der Dose, das u. a. den Erwerb eines Acht-Millionen-Talents namens Bruno ermöglichte, eine Klasse für sich.

Selbst die Wiener Klubs können nur darauf hoffen, dass sich ihre Transfer-Schnäppchen als Volltreffer erweisen und ihre Trainer ein gutes Händchen beim Umgang mit Akademie-Talenten haben, wie das Zoran Barisic bei Rapid wiederholt schon bewiesen hat. Sämtliche seiner Vorgänger, allen voran der legendäre Otto Baric, hätten Rapids Vereinsführung im Falle eines Verkaufs von vier Spielern, die (wie die aktuellen Abgänger Boyd, Burgstaller, Sabitzer, Trimmel) miteinander 40 von 63 Toren erzielten, die Hölle heißgemacht.

Barisic jammert nicht. Er findet sich damit ab, dass Spieler mittlerweile in der zweiten deutschen Liga (oder in Salzburg) das Dreifache verdienen. Er redet seinen grünen Grünen ein, dass sie die Roten Bullen ärgern können.