Der Widerspruch

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Die Schere zwischen denen, die viel, und denen, die überhaupt nichts für ihre Fitness tun, wird immer größer.

von Wolfgang Winheim

übers Laufen und den Wien-Marathon

Toni Polster, 50, griff um 8.59 Uhr zur Startpistole. Dass Organisator Wolfgang Konrad ausgerechnet ihn den City-Marathon eröffnen ließ, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Schließlich hatte Tirols ehemaliger Top-Athlet Konrad als notorischer Kicker-Kritiker und der Wiener Polster nie als Laufwunder, sondern vielmehr als Meister der Effizienz gegolten.

Im Vergleich zu Polsters aktiver Zeit läuft die aktuelle Fußballer-Generation im Schnitt um zwei Kilometer mehr. Bis zu 13 Kilometer pro Spieler und Match sind keine Seltenheit. Wobei mehr Rennen und mehr Ballbesitz nicht automatisch mehr Erfolg bedeuten.

So ging soeben für die Bayern, obwohl sie zu 72 Prozent am Ball waren, der Schlagergegen Dortmund zu 100 Prozent daneben. 0:3. Bei Marathon- und Volksläufen ist – so sehr der Streckenrekord des Äthiopiers Getu Feleke auch beeindruckt – die Zahl der Teilnehmer mindestens ebenso wichtig wie die Siegerzeit. Somit kann Konrad gleich in mehrfacher Hinsicht gratuliert werden.

42.000 Menschen sind gestern gelaufen. 10-mal so viele Menschen werden vielleicht dank der prächtigen ORF-Übertragung Lust auf mehr Bewegung bekommen haben. Was dringend notwendig ist. Denn auch was die Zahl übergewichtiger Jugendlicher (26 %) betrifft, befindet sich Österreich auf Rekordkurs. Weil die Schere zwischen denen, die viel, und denen, die überhaupt nichts für ihre Fitness tun, immer größer wird.

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