Das treulose Opfer für asocial-media

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Das Müll-Absondern in a-social-media wird erst gestoppt werden, wenn die ersten Stars zu Gericht rennen

von Wolfgang Winheim

über Sport-Stars als Opfer von Online-Attacken

Der steirische Justizwachebeamte Alexander Harkam, an dessen Grazer Dienstort – der Zufall wollte es – Wettsünder Dominique Taboga seine U-Haft abzusitzen hatte, pfeift am Samstag das Liga-Eröffnungsspiel Red Bull Salzburg – Rapid.

Der Wiener Harald Lechner, 32, will zwei Stunden später beim Oberhaus-Comeback von Aufsteiger Altach gegen Sturm beweisen, dass er zu Recht von Trainern und Spielern zu Österreichs bestem Schiedsrichter gewählt wurde. Er und seine Kollegen werden im Gegensatz zu den WM-Schiris vor Freistößen nicht den Neun-Meter-Abstand der Mauer per Schaumspray markieren. Auch das kostenintensive Goal-Control-System plus Chip im Ball gibt es nicht.

Im Liga-Alltag werden sich die Schiedsrichter allein auf ihr gutes Auge verlassen müssen. Passend dazu werden sie von Olixia gesponsert. So heißen die Augentropfen, von denen Beachvolleyball-Pionier Oliver Stamm in seiner aktuellen Eigenschaft als Pharma-PR-Mann schwört, dass sie speziell für Kontaktlinsenträger ein Segen sind.

Tatsächlich verwendet nicht nur Top-Referee Lechner, sondern fast schon ein Drittel der Spieler diese fingernagelkleinen Sehbehelfe. Bei der WM war die Zahl der Kontaktlinsenbenutzer ähnlich groß.

Gegen einen subjektiven Blick aber helfen weder Linsen noch Tropfen. Das Abnehmen der Klubbrille fällt schwer, wie die Reaktionen nach dem Wechsel des Jung-Nationalspielers Marcel Sabitzer von Rapid nach Salzburg zeigen.

Vermutlich wird Sabitzer, 21, im Schlager Red Bull – Rapid gar nicht erst in der Starformation aufscheinen, nachdem der Treulose schon bei seinem Cup-Kurzeinsatz in Sollenau auf das Tiefste beschimpft worden war.

Sabitzer ist nicht der liabe, vernünftige Bua, wie sich auf Grund seines Auftretens vor TV-Mikrofonen vermuten lässt.

Er hat aber nichts verbrochen, womit sich Online-Attacken, Drohungen und (bis zum Beinbruch reichende) perverse Wünsche auch nur im Entferntesten rechtfertigen lassen.

Das Admira-Talent folgte nach eineinhalb Jahren Rapid nur erneut dem Lockruf des Geldes – mit der Hoffnung auf Champions League und einen weiteren Karrieresprung.

Sabitzer gibt sich gelassen. Der überbezahlte junge Mann kann sich damit trösten, dass das Attackieren von Sportgrößen, die viel bekannter sind als er, inzwischen via Facebook, Twitter usw. international zum schlechten Ton gehört. Selbst Weltmeister waren oder sind davon betroffen.

Das Müll-Absondern in a-social-medias wird erst gestoppt werden, wenn die ersten Stars zu Gericht rennen. Und Hass-Mails zum Eigentor werden.

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