Alpiner Gruß an die Finsterlinge

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Umgekehrt kann sich die Kickerszene jetzt schon ein Beispiel an der Brettlrutscherei nehmen.

von Wolfgang Winheim

über Fußball vs. Skisport

Ehe FIS-Präsident Gian-Franco Kasper die Kristallkugeln an Anna Fenninger und Marcel Hirscher überreichte, beschäftigte ihn die erste Fußball-Winter-WM, obwohl die erst in sieben Jahren in Katar stattfindet. So sagte der Ski-Boss – er ist wie FIFA-Präsident Joseph Blatter natürlich Schweizer – in Méribel: "Wir müssen den WM-Spielen unsere eigenen Wettkämpfe zeitlich natürlich angleichen."

Die Skifahrer haben sich somit an der Weltsportart Fußball zu orientieren. Umgekehrt kann sich die Kickerszene jetzt schon ein Beispiel an der Brettlrutscherei nehmen. Letztere ist vom gegenseitigen Respekt dominiert. So hat Hirscher eine Videobotschaft verschickt, in der er Kjetil Jansrud als menschlich einzigartigen Superathleten preist. Über Felix Neureuther, der auch nie einen Mikrofonträger im Schneeregen stehen lässt, behauptete das Hirscher ohnehin schon bisher nahezu täglich.

Auch wenn bei den Damen zuweilen eine zickt – nirgendwo sieht man so viele fröhliche Gesichter wie am Pistenrand, während die Kicker (samt deren Journaille) an Matchtagen dreinblicken, als hätte ihr letztes Stündlein geschlagen. Jeder wartet nur auf den Fehler des anderen.

Dass bei den Alpinen konträr zu Fuß- und Handball oder Eishockey der direkte Gegner nicht der Mensch, sondern der Berg ist, trägt sicher zur guten Stimmung bei, weshalb auch Kritik nie so bösartig ausfällt wie im Fußball oder beim Tennis. Was Außenstehende schon als fad bis suspekt empfinden, vor allem wenn Rennen zu chauvinistischer Lobhudelei ausarten. Wird aber wie am Finaltag in Frankreich neun Mal die österreichische Hymne gespielt, dann ist es der falsche Augenblick, um auf Misstöne hinzuweisen. Dann werden nicht nur Anna und Marcel, sondern auch ihr Präsident Peter Schröcksnadel und dessen Betreuerriege vieles richtig gemacht haben.

Der sture Tiroler hält nichts von ständigen Trainerwechseln. Seit seiner Amtsübernahme vor 25 Jahren hat der ÖSV stets den Nationencup gewonnen. Und stets war Sportchef Hans Pum in leitender Funktion dabei. Auch das wäre im Fußball undenkbar.

Kommentare