Nicht Fisch, nicht Fleisch

Wenn ein kulinarischer Trend in Wien umgeht, wird der probiert. Selbst wenn dieser Soja-Laberl heißt.

von Mag. Leila Al-Serori

über vegane Burger

Vergangenes Wochenende habe ich einen Burger gegessen. Einen veganen Burger. Um das Ausmaß dieses Akts zu verstehen, sei gesagt, dass ich begeisterte Fleischesserin bin. Einmal habe ich sogar zum Geburtstag ein T-Bone-Steak geschenkt bekommen.

Aber ich bin nicht nur begeisterte Fleischesserin, sondern prinzipiell begeisterte Esserin. Und wenn ein kulinarischer Trend in Wien umgeht, wird der probiert. Selbst wenn dieser Soja-Laberl heißt.

Also habe ich Freunde überredet, mit mir einen veganen Burger in der Swing Kitchen zu probieren. Das war ein Theater. Das sei doch komisch, so ein fleischloser Burger. Und der Käse ohne Milch, wie grausig! Wir haben ihn trotzdem gegessen. Und er hat geschmeckt. Zwar nicht nach Fleisch, aber das ist in dem Fall ja auch normal. Dafür nach Röstzwiebel, leicht rauchiger Sauce und vor allem ganz viel Gemüse. Ein bisschen Würze hätte er aber vertragen, um tatsächlich mit der originalen Variante mithalten zu können.

Macher der Swing Kitchen ist Charly Schillinger, der im niederösterreichischen Großmugl seit Jahren erfolgreich vegane Hausmannkost anbietet. Die Kitchen funktioniert, wie bei Fast Food üblich: Man stellt sich an der Kasse an, bestellt, zahlt, bekommt eine Nummer und dann sein Essen. Nur wird alles frisch zubereitet, das Wegwerfgeschirr ist plastikfrei. Und als hätten alle nur auf fleischlose Burger gewartet, ist der Laden in der Schottenfeldgasse meistens voll. Kein Wunder: 200.000 Wiener leben vegetarisch, 35.000 verzichten nicht nur auf Fleisch und Fisch, sondern komplett auf tierische Lebensmittel, schätzt die Vegane Gesellschaft. Die Zahl der Supermärkte steigt, ebenso die der Lokale. Ganz zu schweigen vom erfolgreichen Veganista-Eis. Laut Vegan Society London zählt Wien sogar zu den Vegan-Hochburgen Europas.

Aber auch wenn es im Trend liegt, ganz überzeugt waren wir nach dem Besuch in der Swing Kitchen nicht. Wenn schon Burger, dann richtig. Wir Fleischesser sind eben schwer zu bekehren.

Kommentare