Zwischen den Brücken

Der 20. hat keinen besonderen Ruf. Wobei, eigentlich hat er gar keinen Ruf.

von Mag. Leila Al-Serori

über die Brigittenau und Zwischenbrücken

Ich lebe schon mein ganzes Leben in Wien, dennoch gibt es Bezirke, in die es mich fast nie verschlägt. Der 20. Gemeindebezirk ist so einer. Ich habe nachgerechnet und komme im Schnitt auf 0,2-mal im Jahr. Keine sehr stolze Bilanz. Aber der 20. hat ja auch keinen besonderen Ruf. Wobei, eigentlich hat er gar keinen Ruf.

Nun nennen zwei Kolleginnen die Brigittenau ihre "Hood". Irgendetwas Sehenswertes muss es dann ja geben. Also habe ich mir Zwischenbrücken angesehen. Dieser Teil des 20. war bis 1850 eine eigene Gemeinde. Der Name kommt von der Lage zwischen zwei Donaubrücken.

Mein Rundgang beginnt bei der U6-Station Dresdner Straße, durch Fachhochschule und Büros sind dort ein paar Mittagspausen-Lokale entstanden. Der Tag ist grau und gatschig, deshalb genehmige ich mir ein Kürbiscurry im Fresh Soup & Salad. Gegenüber serviert das FH-Café C++ Kaffee und Sandwiches. Im Sommer gibt es einen Schanigarten mit Palettenmöbeln.

Wer die Dresdner Straße weiter hinunterwandert, kommt zum Ableger des bekannten Innenstadt-Asiaten Ra’mien. Das war es dann schon wieder an gastronomischen Besonderheiten.

An schlichten Alt- und Gemeindebauten vorbei marschiere ich über den Allerheiligenplatz zum Löwenzahn, dem Gemeinschaftsgarten des Bezirks. Auf einem kleinen Hügel mit vielen Bänken ist er ein beschaulicher Ort zum Verweilen.Umgeben ist Zwischenbrücken von zwei Stadterweiterungsgebieten, nämlich Nord- und Nordwestbahnhof. Bis 2025 sollen dort Zehntausende wohnen. Die Gegend könnte also eine Aufwertung erfahren, auch die Lage mit Donau und U-Bahn spricht dafür.

Noch gibt es aber nicht viel zu sehen. Dafür ist alles entspannter als Kilometer stadteinwärts. Die Verkäuferin im Mini-Einkaufszentrum Brigitta-Passage nimmt sich sogar Zeit für ein Schwätzchen (das nicht ganz so gesprächige Innenstadtkind weiß jetzt alles über die Kassenzettelpflicht). Zumindest hat es mich 2016 schon öfter als 0,2-mal in den 20. verschlagen. Nämlich genau ein Mal.

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