Im Lichtspielhaus

Das Wiener Filmfestival war schon mal besser. Weder die Filme noch das Drumherum überzeugten diesmal wirklich.

von Mag. Leila Al-Serori

über die Viennale

Wenn es langsam kälter wird, die Sonne sich bereits am Nachmittag verabschiedet, hilft meistens eins: ein Kinobesuch. Mit dem Herbst beginnt die Leinwand-Saison. In seiner ausgeprägtesten Version heißt das: Viennale.

Dabei war das Wiener Filmfestival schon mal besser. Weder die Filme noch das Drumherum überzeugten diesmal wirklich.

Der größte Skandal: Es gibt keine Dragee-Keksi mehr. Gut, gratis Süßigkeiten sind nicht das A und O eines Kinobesuchs. Aber es gehörte irgendwie dazu, Wochen später noch in irgendeiner Manteltasche eine kleine Packung Keksi zu finden. Das gab eine ähnlich freudige Überraschung, wie wenn man in einer alten Hose plötzlich Geld findet. Aber nicht nur Keksi fehlten, auch das cineastische Moment blieb irgendwie aus. Kaum Publikumsgespräche, kaum Künstler anwesend. Zumindest in den Vorstellungen, die ich besucht habe.

Es bleibt der Eindruck, dass sich die Macher nicht mehr richtig anstrengen müssen, es rennt so oder so. Dabei stimmt das offenbar nicht: Gestern kam die Meldung, dass das Festival seit Langem wieder ein Minus bei den Besuchern verzeichnet hat.

Aber bei allem Gejammere: Die Stimmung, die ist immer speziell bei der Viennale. Das liegt auch an den besonderen Kinos. Das Metro hat den schönsten Saal überhaupt, mit samtenen Sesseln und Holzvertäfelung. Das Gartenbau einen besonderen Retro-Chic: Das historische Einsaalkino eröffnete 1960 mit der Premiere von Stanley Kubricks Spartacus. Unbestätigten Aussagen zufolge soll sogar der Regisseur selbst in den hinteren Reihen gesessen sein.

Ein Kino-Besuch im Gartenbau hat also immer was. Seit das phil dort das Buffet betreut, braucht es eigentlich auch keine Dragee-Keksi mehr. Italienisches Ciabatta, dazu ein Cappuccino: Untypisch, aber mondän, diese Verpflegung.

Und eines bleibt immer konstant: Das Gerenne, sobald der Saal aufsperrt, der Kampf um die frei auswählbaren Sitzplätze. So viel Kino-Leidenschaft, das gibt es eben nur bei der Viennale.

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