Schmalzig

Lohnt es sich, 17 Minuten zu warten für den Krapfen mit Loch, der über den Atlantik kam? Aber nein.

von Mag. Leila Al-Serori

über den Dunkin-Donuts-Hype

Der Hype würde aufhören, habe ich gedacht. Ganz bald, ganz schnell, wäre dieser Krapfen mit Loch nur noch ein Krapfen mit Loch und kein verheißungsvolles Statussymbol. Schließlich gab es das süße, fettige Schmalzgebäck hierzulande schon lange vor Dunkin' Donuts.

Doch ich wurde eines Besseren belehrt: Die Menschen stehen immer noch. Für einen ganz normalen Donut, der nicht einmal gratis ist. Und das, obwohl die Eröffnung der ersten Wien-Filiale der US-Fast-Food-Kette schon über sechs Wochen her ist. Gut, die Schlange reicht nicht mehr vierzig Meter quer über die Mariahilfer Straße wie in den ersten Tagen. Aber sie ist in minimierter Form tatsächlich noch da.

Ich will verstehen, also warte ich. 17 Minuten am vergangenen Samstag. Erträglich, aber bei –2 Grad wenig erfreulich.

In der Schlange stehen – vielleicht ein Faktor für den Zauber des Kringels. Ein kollektiver Wahnsinn, voller Vorfreude in der Kälte ausharren und gemeinsam den hämischen Gesichtern der Passanten trotzen.

Schüler, Pärchen, extra Angereiste: Sie alle wollen hinein in den winzigen Laden, für ein bisschen Made in USA. Also die Ellbogen ausfahren, um nicht zerquetscht zu werden. Die gestressten Verkäufer mitleidig beobachten. Dabei eine Wahl treffen. Klassisch mit Zuckerglasur? Kaugummirosa? Oder doch gefüllt?

Dann endlich den Donut in Händen halten. Oder am besten gleich mehrere, das Warten soll sich ja lohnen. Triumphieren. Bis zum Biss hinein und der unvermeidlichen Enttäuschung danach. Schmeckt auch nicht besser als in Madrid oder Berlin, wo es schon seit Jahren Filialen gibt. Ein bisschen zu süß, ein bisschen zu trocken.

Lohnt es sich also, 17 Minuten zu warten für den Krapfen mit Loch, der über den Atlantik kam? Aber nein. Wer sich bisher dem Hype verwehrt hat, kann dies getrost weiterhin tun. Außerdem ist sowieso bald Fasching. Und dann würde es wohl nur ein Frevler wagen, einen Krapfen mit Loch dem Krapfen ohne Loch vorzuziehen …

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