Und gib uns bitte die Gurke

Essen und Sex, Sex und Essen – Geschichten rund um diese beiden menschlichen Grundnahrungsmittel gibt es unendlich viele und unendlich viele davon sind leider unendlich banal. Speziell im Internet, wo der geneigte Leser gerne mit so Sachen wie „5 Lebensmittel, die Sie garantiert geil machen“ beglückt wird.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

3 Lebensmittel, die Frauen garantiert geil machen (Karotten, Jakobsmuscheln, Bauerntopfen!).

von Gabriele Kuhn

über Lebensmittel, die garantiert geil machen

Es sind weltbewegende Fragen, die den Menschen seit gefühlten Jahrtausenden im Magen liegen, etwa: Sind Bananen gut für die Libido? Oder: Ist Olivenöl auch als Gleitmittel geeignet?
Die Themen Essen und Sexualität scheinen seit jeher schicksalhaft miteinander verknüpft. Das war immer so und das scheint immer so zu sein. Daher: Keine Woche, in der nicht irgendeine neue Studie zum Thema erscheint. Kein Tag, an dem uns nicht irgendein Internet-Portal mit Werken im Stile von „Zehn Gemüsesorten mit Orgasmusgarantie“ beglückt. Mal sind die Meldungen zur Lage äußerst erfreulich erfreulich, mal erschreckend abschreckend. Wie vor Kurzem, als die Leserinnen und Leser von der wissenschaftliche Kunde ereilt wurden, dass Menschen, die spartanischer essen, mehr Lust auf Sex hätten. Warum? Weil sie sich angeblich insgesamt entspannter fühlten. Ich bin mir nicht so sicher, ob ich das tatsächlich glauben möchte, denn zumindest ich bin in meinem Leben noch nie einem Mann begegnet, der vom „Bitte, mir nur ganz wenig“-Modus, an Karottenstiften und ein paar Magerkäsehäppchen nagend, in den lasziven „Gier & Genuss“-Zustand umschalten konnte. Zumindest mir schien es stets so, als würden Typen, die gut, gerne und viel essen auch eher Typen sein, die gut, gerne und viel vögeln. Weil der Hang zum Exzess spartenübergreifend scheint.

Doch zurück zum Anfang. Die Verbindung der Themen Essen und Sex hat ja mitunter abstruse Züge. Wer die Begriffe paarweise googelt, bekommt folgendes serviert – und ich sage nur: Wohl bekomm’s:
1.) Fünf Dinge, die man vor dem Sex lieber nicht essen sollte (Bohnen, Linsen, Pommes, Energy Drinks und Schokolade!)
2.) Fünf Lebensmittel, die den Sex spannend gestalten (Bohnen, Linsen, Pommes, Energy Drinks und Schokolade!)
3.) Sechs Sachen, die mehr Spaß im Bett bringen (Austern, Schlagobers, Honig, Erdbeeren, Energy Drinks, Schokolade!)
4.) Die schärfsten Lebensmittel für besseren Sex (Vanille, Chili, Spargel, Feigen und Safran!)
5.) Zwei Zutaten, die in jedes Liebes-Menü gehören (Artischocken! Stierhoden!)
6.) Drei Sachen, die in die Sex-Diät gehören (Dinkel-Pops, Sojapudding, Austernpilze!)
7.) Drei Zutaten, die die Potenz steigern (Broccoli, Nüsse, Avocados!)
8.) Drei Lebensmittel, die Frauen garantiert geil machen (Karotten, Jakobsmuscheln, Bauerntopfen!)
9.) Drei Lebensmittel, die Männer geil machen (Steaks, Steaks, Steaks!)
10.) Drei Lebensmittel, die beide geil machen (Soletti, Chips, Gummibärchen!).

Dazu ein Oeuvre mit dem Titel „Geiles Gemüse“, in dem nicht – wie auf den ersten Blick vermutet – über Gurken fabuliert wird, sondern über Avocados. Dieser Begriff stamme nämlich vom aztekischen Namen für den Baum, der diese Früchte trägt: Ahuacacuauhitl. Wörtlich übersetzt: Hoden-Baum. Als Dessert noch ein Fundstück aus dem Bereich „Was Sie niemals über Vanille wissen wollten, aber Ihnen leider trotzdem aufgezwungen wird“: „Das Wort Vanille leitet sich vom Wort Vagina ab.“ Aha. Vermutlich wird niemand, der das gelesen hat, in Zukunft Irgendwas mit Vanillesauce ordern können, ohne in der Sekunde sein Gedankenkarussell dafür zu hassen. Und dennoch gilt: Ein gutes Essen, ein gutes Gespräch, ein guter Fick – wie konnte man denn einen Tag besser verbringen? (Henry Miller/„Stille Tage in Clichy“)

gabriele.kuhn@kurier.at

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