Wenn die Minnie mit dem Mickey

Dating-Portale – und keine Ende: Die neue Kontaktbörse „MouseMingle.com“ will Disney-Enthusiasten verkuppeln. Um in Sachen „Kompatibilität“ auf Nr. Sicher zu gehen, werden Lieblings-Disney-Helden oder Songs abgefragt. Die Frage ist nur: Was will jemand damit ausdrücken?
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Weil es gerade im Bereich der Sexualität nix gibt, was es nicht gibt, braucht es für sämtliche Neigungsgruppen punktgenaue Angebote. Etwa „Dating-Portale für spezielle Zielgruppen“, wie das im Singlebörsen-Fachdeutsch recht schön heißt. Darin findet sich die gesamte Bandbreite menschlicher Sehnsüchte – „Landflirt“ vermittelt Bauer an Frau (oder umgekehrt), „Spätzlesuche“ bringt Liebessuchende im Ländle Baden-Württemberg zusammen. Die Website „Schwarzes Glück“ hat sich auf das Thema „Grufti sucht Grufti“ spezialisiert – Motto: Jedem sein Blackout. Und selbstverständlich haben auch die Vegetarier und Veganer längst eigene Kontaktbörsen – es will schließlich keiner sein Achterl Soja-Karottentrunk solo schlürfen – anschließende Fleischeslust, pardon, trotzdem nicht ausgeschlossen.

Um 12 Euro im Monat Disney-Fans finden?

Ein wenig ratlos macht mich allerdings das neue Dating-Portal MouseMingle.com – was, ins Deutsche transponiert – nix anderes heißt als „MausVermischen.com“. Und wer jetzt irgendwelche eigenartigen Bilder im Kopfkino sieht, stopp: Es ist nicht so wie Sie denken. Sondern noch viel schlimmer: MouseMingle.com will Disney-Fans verkuppeln. Für knapp 12 Euro im Monat kann die Minnie ihren Mickey finden. Damit auch die Richtigen zusammenfinden, werden etwaige Vorlieben im Profil festgehalten – etwa „Mein liebster Disney Song“ oder „Meine liebste Helden/Prinzen“-Figur bzw. „Meine liebste Heldinnen/Prinzessinnen-Figur“. Damit ein bisserl Klarheit herrscht.

Die Idee zu der Dating-Seite entstand übrigens nach einem Trip ins Disneyland – ihr Erfinder Dave Tavres dazu: „Wie immer fragten mich Freunde nach meinem Beziehungsstatus und warum ich nicht Online-Dating-Seiten ausprobierte. Ich erzählte ihnen, dass ich diese bereits getestet hatte, aber es keinen Weg gab, die Suchanfragen so einzuschränken, dass nur Frauen in einer passenden Nähe und Altersgruppe aufschienen, die auch Disney lieben. Das war der Moment der Gründung.“ Mit welcher Disney-Figur sich der gute Mann besonders identifiziert, bleibt allerdings im Dunkeln.


Die Frage ist nur: Was will jemand damit sagen, wenn er sich als Panzerknacker-Fan outet? Dass er seiner Herzdame gerne mal aufs Popscherl haut und durchaus „seine bösen Seiten“ hat? Rätsel über Rätsel: Ist der Cinderella-Aficionado womöglich Schuhfetischist? Hat die „Arielle“-Kennerin wirklich Lust oder ist sie eher so der Typ „Dame ohne Unterleib“? In welchem Darkroom landet man mit einem Cruella de Vil-Fan? Ist ein Pu, der Bär-Freund ein Softie und Donald Duck bisexuell? Muss man bei einem Tarzan-Fan damit rechnen, dass er erst tut, bevor er denkt? Oder sein Hirn hinterm Lendenschurz sitzt? Und was möchte uns ein Dumbo-Freund sagen? Dass auch er einen gewaltigen Rüssel sein eigen nennt? Stutzig sollte man wohl auch werden, wenn einer „Hakuna Matata“ (Song aus „König der Löwen“) als „mein Lebensmotto“ angibt. Das heißt laut Wikipedia zwar umgangssprachlich „alles in bester Ordnung“, das „Matata“ steht aber auch für Palaver, Schlägerei Streit. Und sonst? Trauen Sie niemandem jenseits der 40, der sich als Bambi-Fan outet und seinen Jahresurlaub in Disneyland verbringen möchte.

gabriele.kuhn@kurier.at

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