Von der Mahü und vom Ötzi

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Warum ich mich als 'Experte' für Abkürzungen aufspiele?

von Niki Glattauer

über die Mahü und den Ötzi

Jetzt reagierte auf die Frage, ob denn Mahi für Mariahilfer Straße nicht richtiger wäre als Mahü, Elfriede K. mit zwei Gegenfragen: a) Warum ich mich als "Experte" für Abkürzungen aufspiele? Und b) was das Ganze mit "Schule" zu tun habe?

Ad a), liebe Frau K., weil ich tatsächlich Experte für Abkürzungen bin. Und das in der Champions League. So würde es z. B. ohne mich den "Ötzi" nicht geben, denn ich war es, der der Öffentlichkeit seinen Namen gab, und zwar in der guten alten Tageszeitung AZ, darüber gleich mehr, vorher noch zum Schul-Kontext:

Keine Wien-Woche ohne Mariahilfer Straße. So schrieb mir eine Kollegin aus dem Lavanttal: "Meine Klasse freut sich auf das Shoppen auf der Mariahülfer Straße, für jeden Kärntner also auf der MaHÜL!" Auch ein Ansatz.

Und jetzt Ötzi. Der macht ja inzwischen auf vielerlei Weise Schule (Epilepsie in der Steinzeit, Mode im Wandel, mysteriöse Todesarten etc.), wenn auch manchmal seltsam initiiert:

– Frau Lehrerin, wann lernen wir einmal von dem Türken aus der anderen Zeit, der sich in einem Eisberg lebendig gehalten hat?

Hat meine Kollegin schon ein Zeitl gebraucht, bis sie...

– Meinst du den Ötzi?

– Ja. Mein Vater sagt, richtig heißt er wahrscheinlich Özgür.

Also Namensgebung: Es war mein Journalistenkollege Karl Wendl, heute berühmter Gratiszeitungsweltreporter, damals beruflich Hengst ohne festen Stall, der mich fünf Tage nach dem Fund in der AZ-Redaktion anrief, um mir titelblatttaugliche Namen für den "Mann aus dem Eis" vorzuschlagen. Darunter neben Labi (Fundort Hauslabjoch) und Simi (Similaunhütte) auch Ötzi (Ötztaler Alpen). Ich war damals Ressortleiter Chronik und somit für die 4000 Jahre alte Leich’ zuständig. Und mir gefiel der "Ötzi". Also schrieb ich für die S. 11 desselben Tages eigenhändig ca. 800 Zeichen mit dem Titel "Vom Ötzi und dem Arnold". In dieser Abendausgabe zum 26. 9. 1991 wurde aus dem "Eismann" der "Ötzi". Auf die Titelseite wollte mein Chefredakteur Peter Pelinka den "kindischen Namen" übrigens zwei Tage lang trotzdem nicht nehmen. Das erledigte ohne Genierer die Kronen Zeitung. Der Rest ist Geschichte.

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