Mit Putz und Stingl

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Die Schülerinnen freuen sich über die Kisten Gratis-Obst- und Gemüse.

von Niki Glattauer

über Äpfel und Birnen

Jetzt gibt es natürlich die Kollegin, die sagt, eh klar, an die Russen können sie ihre Äpfel und Birnen wegen der Sanktionen nicht mehr verscherbeln, also kriegen in ganz Europa die Schulen das Obst, bevor es faul wird. Dieselbe Kollegin sagt auch, eh klar, Vorwahlzeit ist und womit fängst du als Bürgermeister die Wähler besser als mit der Bildung, also gibt es jetzt in Wien die Gratis-Nachhilfe. Alles Augenauswischerei, was die Politiker da tun.

Da antworte ich der Kollegin grantig: Seh ich doch, dass du zur Blauen mutierst bist und schon die Kabeln kriegst, wenn die Kinder türkisch, bosnisch oder tschetschenisch auch nur blinzeln. Einerseits versteh ich es sogar. Weil, Deutschlehrer bin ich ja seinerzeit geworden, weil ich den Kindern neben dem Genitiv auch Günter Grass beibringen wollte, und jetzt finde ich in SznezanasBeschwerdebrief an ein Reissbüro“ das Wort Grass und frage mich, ob sie jetzt krass oder Gras gemeint hat, Sinn ergäbe nämlich beides keinen.

Andererseits, sag ich meiner Kollegin, musst du halt nach Malmö, wenn du blauäugige Blondinen unterrichten willst, und was bitte ist schlecht daran, wenn die Kinder gratis Nachhilfe bekommen? Im Gegenteil nämlich. Super Dinge laufen da schulmäßig gerade in Wien. Die Gratis-Nachhilfe wie gesagt, Hut ab, das haben die Wiener Volkshochschulen gut hingekriegt. Ein Mal die Woche kommen die sympathischen und kompetenten Jungkolleginnen für zwei Stunden an unsere Schule und sorgen dafür, dass die Kinder auch nach dem Unterricht etwas für die Schule tun. Täten sie sonst nämlich nicht, weil Üben = Überwinden und Überwinden = nicht lustig. Überhaupt, wenn nachmittags zu Hause keine Mutter mit viel Tagesfreizeit da ist, die sich drum kümmern könnte.

Und jetzt das „Bio-Schulfruchtprogramm“ von EU & Stadt Wien. Die Schülerinnen freuen sich über die Kisten Gratis-Obst- und Gemüse, als wäre es Pizza Hawaii. Als die Chefin bei der Konferenz gefragt hatte, ob wir mitmachen wollen, hab ich noch gesudert: Geh biiittä! Äpfel! Wir werden bestimmt die Hälfte weghauen. Schön schau ich jetzt, wenn nach drei Tagen nur noch Putz und Stingl im Mistkübel liegen. Oder halt auch nicht im Mistkübel.

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