Impressionen zum Jahreswechsel

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Während man „da draußen“ das neue Jahr feiert, ändert sich für Lehrerinnen nicht einmal das Semester.

von Niki Glattauer

über den Jahreswechsel

Wie hier bereits erwähnt, findet für Lehrerinnen der Jahreswechsel bekanntlich Ende August statt, und zwar unabhängig davon, ob dieser wärmer oder kälter ausfällt als der dazugehörige Dezember. Während man „da draußen“ also das neue Jahr feiert und gelobt, es im nächsten ganz anders und endlich richtig zu machen, ändert sich für Lehrerinnen nicht einmal das Semester. Dein Lukas steht in Deutsch immer noch zwischen – hm – vier, und die HÜ, die er dir bis 18. 12. nicht abgegeben hat, wird er dir am 7. 1. auch nicht geben, nur weil dazwischen das liebe Jesulein geboren wurde.

– Lukas, du weißt aber schon, dass du mit dieser Einstellung im Beruf kein Leiberl reißen wirst. – Leiberl...was? Wohin reisen? – Reißen mit scharfem ß. Ein Leiberl reißen ist Wienerisch. Es bedeutet Erfolg haben. – Na dann, passt eh. – Lukas, eins sag’ ich dir schon: Wenn du weiterhin nichts machst, NIX NÄMLICH, dann nehme ich dich nicht auf die Projektwoche mit. – Oida. – Nix Oida. – Das dürfen Sie nicht. – Was darf ich nicht? – Mich nicht auf die Projektwoche mitnehmen. Das haben die uns im Schülerparlament gesagt. Es ist genderungerecht. – Lukas! Was hat das bitte mit Gendergerechtigkeit zu tun? – Alles. Die Buben werden von den Lehrern gemobbt, nur weil sie weniger gut sind als die Mädchen. – Lehrerinnen. – Was? – Lukas, du hast die Genderproblematik, glaub’ ich, nicht verstanden. – Außerdem pass’ ich bei Ihnen eh immer auf. – D a s nennst du aufpassen? – Ich pass’ auf, dass Sie das Läuten hören (hahaha).

Usw. Zum Glück ist ja Lukas erst in der 3. Klasse. Ein Jahr bleibt mir also noch, um aus ihm einen angehenden Zentralmaturanten zu machen – und die Drohung mit der Projektwoche war eine leere. Habe gelesen, was meinen bosnischen Hauptschulkolleginnen passiert ist. Schullandwoche mit einer 3. Klasse. Wieder zu Hause waren sieben (!) der elf Mädchen schwanger. So gesehen sind unsere Lieben eh wieder Lamperln (Wienerisch für Lämmchen).

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