Herr Lehrer, haben Sie gehört, der Lugna wird Bürgermeister!?!

von Niki Glattauer

über den Präsidentschaftswahlkampf

Als ich an dieser Stelle bemerkte, dass Frau Griss für mich als Bundespräsidentin nicht mehr infrage komme, seit sie sich in Sachen Schule als zu Österreichs pädagogischer Tea-Party-Bewegung gehörig geoutet hatte, mailte mir Leser Thomas Macho: "Was hat die Bundespräsidentschaft mit der Gesamtschule zu tun? Nur weil Frau Griss nicht Ihrer Meinung in dieser Causa ist, lehnen Sie sie ab? Ich bin neugierig, ob sie sich trauen, auch zum Beispiel Herrn Pröll, falls er zur Wahl antritt, öffentlich abzulehnen." Jetzt ist es ja so, dass ich "Herrn Pröll" gar nicht mehr ablehnen oder empfehlen kann, er kandidiert ja nicht. Dafür tut dies bekanntlich der Herr Baumeister.– Herr Lehrer, haben Sie gehört, der Lugna wird Bürgermeister!?!– ?–

Er tut sich wählen lassen. Es steht auf Facebook. Es gibt’s dann sogar für alle Gratiskinokarten. – Erstens, Dejan, heißt das "es gibt" und nicht, es gibt’s. Zweitens gibt es diese Gratiskinokartenaktion seit ein paar Tagen eben nicht mehr, sondern angeblich eine Gulaschparty. Drittens will er nicht Bürgermeister werden, sondern Bundespräsident. Und viertens kann man ihn jetzt nicht wählen, sondern nur unterstützen. Jeder Kandidat braucht zuerst einmal 6000 Unterstützungserklärungen. – Aber man kann es nicht auf Facebook, stimmt’s, man muss selber in die Lugna gehen?– Nein, Dejan, nicht in die Lugna, sondern auf das Gemeindeamt.– Wohin? – Vergiss es, Dejan, du bist 15, du darfst sowieso erst ... äh ... nächstes Jahr wählen.Kollege Herbert Stadler, der es Zeit seines Lebens mit den Dejans dieser Welt zu tun hatte, pflegt in seinen überlaufenen Seminaren in Anlehnung an Erich Fried immer zu sagen: Wer will, dass die Schule bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt. Okay, da frage ich mich jetzt natürlich schon: Ist unter den Kandidaten für die Wahl zum höchsten Amt im Land vielleicht einer, der dafür sorgen würde, dass Schule ENDLICH nicht bleibt, wie sie ist? Der das Zeug hätte, Bildung zur Chefsache zu machen (wie das mein Chefredakteur unlängst in seinem Leitartikel vorschlug)? Den wähle man als Lehrerin – auch wenn es dafür vielleicht kein Gulasch gäbe ...

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