Frau Doktor Tante

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Jetzt hat die Schulpolitik die Kindergärten als neue Baustelle entdeckt

von Niki Glattauer

über die Kindergärtnerinnen

Postum zum gestrigen Welttag der Lehrerinnen diesmal zu einer ganz speziellen Gruppe von Kolleginnen, nämlich den Elementarpädagoginnen, auch Kindergärtnerinnen genannt. Themaverfehlung, wirst du sagen, weil Kindergartentante eben Tante und nicht Lehrerin. Sag ich, genau das ist das Problem: Dass nämlich die wichtigsten Lehrerinnen des Landes keine Lehrerinnen sind.

Stattdessen nennen wir profund ausgebildete Pädagoginnen ungestraft Tanten, verstehen unter Kindergarten einen Ort, wo "die-ein-bissi-spieli-spieli-derweil-die-Mamis-arbeiten-gehen" und halten eine Entlohnung auf Babysitterniveau für angemessen. Eh klar, dass das die beste Ausbildung ad absurdum führt. Jetzt hat die Schulpolitik die Kindergärten als neue Baustelle entdeckt, anders gesagt: Trennung der 10-Jährigen AHS-gewerkschaftsmäßig leider schwer einzementiert, Ganztagsschule auch zach, also Kindergarten-NEU. Zu diesem Behufe soll jetzt einmal die verpflichtende universitäre Ausbildung her, quasi die "Frau Doktor Tante". Warum er das gar nicht so gut findet, erklärte mir per eMail Christof Laumer, Leiter der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (BAKIP) in Amstetten.

Die BAKIP ist eine Art BHS und von ihrem Umfang die Berufsbildung betreffend mit einer HTL vergleichbar. Bei den HTLs kommt aber niemand auf die Idee zu bekritteln, dass die Absolventen "nicht ein einziges Semester Hochschule" absolvieren müssten. Im Gegenteil: Die HTL-Absolventen werden europaweit als hervorragend ausgebildete Techniker geschätzt.

An einer Hochschule kann man den Studierenden niemals eine derart hohe Zahl an Praxisstunden ermöglichen. Bei uns sind es 5 Jahre.

Die Ausbildung an einer BAKIP ist derart fundiert, dass sich Absolventinnen, die ein Lehramt studieren, "fadisieren" (Zitat nicht nur einer Absolventin). Auf einer BAKIP genießt man durch Schularbeitsfächer und Klausurgegenstände eine fundierte Grundausbildung in Didaktik und Pädagogik.

Nicht die Ausbildung der KindergartenpädagogInnen gehört reformiert, sondern ihre Anerkennung in der Gesellschaft, die Ressourcen und das Gehalt. Darüber nächstes Mal mehr.

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