Amtliche Einschulungen

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Wer seine Religion streng lebt, ist deswegen noch lange kein Terrorist.

von Niki Glattauer

über die "IS-Gefahr" an Schulen

Diesmal ernster Stoff hier. In Wien werden seit letzter Woche HS, NMS, AHS, BMHS und Berufsschulen in Sachen "IS-Gefahr" amtlich eingeschult. Ziel ist das Erkennen "dschihadistischer Gefährdung" im Klassenzimmer und das richtige Reagieren darauf. Während ein Referent vom Verfassungsschutz dafür zuständig ist, unsere Direktorinnen (Männer mitgemeint) für einschlägige Key-Words und Codes sensibel zu machen, hat sich der Islam-Theologe von der Uni Wien die heikle Aufgabe gestellt, einen an sich weder feinen, noch kleinen Unterschied herauszuarbeiten, auf den aber so manche Kollegin offensichtlich trotzdem erst aufmerksam gemacht werden muss, nämlich diesen: Wer seine Religion streng lebt, ist deswegen noch lange kein Terrorist. Anders gesagt: Nur weil Ahmet in der Pause seinen Gebetsteppich ausbreitet, gehört er deswegen noch nicht zu den Muslimbrüdern. So wie meine Mutter, die am Karfreitag kein Fleisch isst, deswegen noch keine verkappte Kreuzzüglerin ist. Dass jetzt also Lehrerinnen Kopftuch-Mädchen auffordern, ihren "Terroristen-Schleier" abzulegen (sic!) und sich zu "entscheiden, auf welcher Seite sie stehen", ist eher peinlich. Ich hoffe, die betreffenden Kolleginnen aus Salzburg lesen diese Zeilen, verraten werde ich sie nicht.

Ich bin ja selber ausgebildeter Religionslehrer (röm.-kath). Daher habe ich auch vor jenen Respekt, die den Islam streng praktizieren, einen Islam notabene, der sich vor allem durch hohe Moral und viel menschliche Güte auszeichnet. Wenn ich auch zugebe, dass mir die in religiösen Belangen weniger Strengen die Lieberen sind, weil wenn ich nach 56 Jahren auf Erden eins weiß, dann das: Gemach, gemach, wenn es darum geht, einem anderen den lieben Gott zu erklären ...

So, und damit es heute auch ein bisserl lustig wird, jetzt "amtliche Einschulung" Teil 2: Zwei Wiener Direktorinnen (NMS, Poly) wurden dieser Tage vom Magistrat per eMail aufgefordert, sich für eine solche bereit zu halten, gleich fünf Termine wurden zur Auswahl gestellt. Das heikle Thema der für eine Stunde (!) veranschlagten Veranstaltung: das richtige Öffnen und Schließen der neuen Fenster ... :-)

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