Bonität

Die wöchentliche Kolumne von Ulla Grünbacher.
Ulla Grünbacher

Ulla Grünbacher

Weil sich Vermieter gegen Mietausfälle und langwierige Delogierungsprozesse absichern, werden zahlungskräftige Wohnungssuchende bevorzugt.

von Mag. Ulla Grünbacher

über Einkommensnachweise

Autos, Rasenmäher, Bohrmaschinen – laute Geräusche umgeben uns jeden Tag. Lärm wird als Störfaktor empfunden und der Stress, der dabei entsteht, kann krankmachen. Der Blutdruck steigt, es kommt zu Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen. So viel ist bekannt. Neu ist, dass Lärm auch dick machen kann. Wer in der Nähe eines Flughafens wohnt und ständig dem Fluglärm ausgesetzt ist, läuft einer neuen Studie zufolge Gefahr, Gewicht zuzulegen. Mit dem Anstieg des Lärmpegels um fünf Dezibel steigt der Taillenumfang um rund 1,5 Zentimeter, das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Wissenschaftlern des schwedischen Karolinska-Instituts. Die Wissenschaftler führen das Ergebnis auf die verstärkte Ausschüttung von Stresshormonen zurück. Aber nicht nur Lärm von lauten Maschinen verursacht Stress. Auch die ständige Geräuschkulisse, das Klappern von Tasten, das Gespräch und die Telefonate der Kollegen im Großraumbüro wirken sich auf Dauer auf das vegetative Nervensystem aus. Je mehr Platz den Mitarbeitern im Büro eingeräumt wird, desto weniger Auswirkungen hat der Lärm.

Die Nachfrage nach Mietwohnungen unter 1000 Euro im Monat ist in Wien weit größer als das Angebot. Das führt dazu, dass Vermieter sich zunehmend aussuchen können, wem sie ihre Wohnung überlassen. Und weil sich Vermieter gegen Mietausfälle und langwierige Delogierungsprozesse absichern, werden zahlungskräftige Wohnungssuchende bevorzugt. Immer öfter wird ein Einkommensnachweis der letzten drei Monate verlangt: Wobei die Miete idealerweise nicht mehr als ein Drittel des Nettoverdiensts ausmacht. Häufig wird außerdem die Bestätigung über einen unbefristeten Dienstvertrag verlangt. In Paris, London und München sind Bonitätsprüfungen gang und gäbe, da kommen die Wohnungssuchenden bereits mit diesen Unterlagen zur Besichtigung. In Paris braucht man ohne den Nachweis des früheren Vermieters, dass man brav und anständig war, gar nicht aufzukreuzen. All diese Sicherheitsmaßnahmen setzen sich in Österreich erst langsam durch – in erster Linie von institutionellen Vermietern. Am privaten Mietermarkt werden nach wie vor viele Wohnungen ohne diese Hürden angeboten.

ulla.gruenbacher(at)kurier.at

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