Abwanderung

Die wöchentliche Kolumne von Ulla Grünbacher.
Ulla Grünbacher

Ulla Grünbacher

Der Trend zur Flucht in die Stadt könnte sich aber eines Tages auch umkehren.

von Mag. Ulla Grünbacher

über steigende Immobilienpreise in den Städten

Die zunehmende Abwanderung in ländlichen Bereichen fordert mancherorts aussergewöhnliche Maßnahmen. Die Einwohnerzahl im italienischen Bergdorf Gangi in Sizilien ist rapide gesunken. Die Folge sind leer stehende Häuser, die zunehmend verfallen. Um das Ortsbild zu erhalten und das Dorfleben anzukurbeln, ist der Gemeinderat zu einem drastischem Schritt bereit. EU-Bürgern haben die Möglichkeit, leer stehende Häuser für einen symbolischen Euro zu erwerben. Einzige Bedingung: Die Käufer müssen sich dazu verpflichten, ihren Besitz innerhalb von drei Jahren zu renovieren. Auch in Österreich ist der ländliche Raum von Abwanderung betroffen. Während die Städte wachsen, sind viele Dörfer nur mehr dünn besiedelt. Vor allem junge Menschen zieht in die Städte, wo Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten größer sind. Die Folge ist, dass Kindergärten und Schulen schließen, zurück bliebt die ältere Bevölkerungsschicht. Doch mit der Abwanderung der Erwerbstätigen fällt auch viel Infrastrur weg: Es fehlt an der ärztlichen Versorgung, Nahversorgern, den öffentlichen Anbindungen, kulturellen Einrichtungen. Was es braucht, ist ein Verkehrskonzept und Anreize zur Ansiedelung von Betrieben. Die Breitband-Initiative läuft bereits. Gelingt das, könnte sich der Trend zur Flucht in die Stadt eines Tages umkehren. Die stetig steigenden Immobilienpreise in den Städten, die sich viele nicht mehr leisten können und wollen, sind ein Indiz dafür. Dann wird das Landleben wieder gefragt sein.

ulla.gruenbacher@kurier.at

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