Rotieren geht über Studieren

Peter Schöttel

Peter Schöttel

Nach Europacup-Auftritten gewinnt Salzburg kaum. Adi Hütters Rotationen sind dennoch richtig.

von Peter Schöttel

über Rotationen im Fußball

Salzburg-Coach Adi Hütter hatte es angekündigt und dann auch konsequent umgesetzt – er veränderte seine Mannschaft nach dem Europacup-Einsatz in Villarreal auf sieben Positionen. Das jüngste Team in der Red-Bull-Geschichte, also die "Next Generation", hatte jedoch große Mühe, einen Punkt gegen die starken Rieder zu erobern.

Warum verzichten eigentlich Trainer oft freiwillig auf ihre Besten nach (und manchmal auch vor) Europacupspielen?

Weil neben dem Wunsch, das nächste Spiel zu gewinnen, auch die kommenden Aufgaben und die Kräfte im Auge behalten werden müssen. Die Anforderungen an ein Trainerteam beinhalten ein exaktes Abschätzen, wann wer voll belastbar ist. Da der Fußball so schnell und intensiv geworden ist, wird die richtige Dosierung der Belastungen immer wichtiger.

Europacup-Starter sind neben den oft langen Reisen auch damit konfrontiert, kaum noch zum Trainieren zu kommen. Regenerieren, am Tag darauf taktische Übungen – und dann geht’s schon wieder los. Meist gegen ausgeruhte Gegner, die sich ganz gezielt eine Woche lang vorbereiten konnten.

Wer ist am meisten auf Rotation angewiesen? Mannschaften, die sich über die Dynamik, Aggressivität und die Schnelligkeit definieren. Sie brauchen vor allem eines: Frische! Körperlich und geistig.

Die Salzburger benötigen für ihr laufintensives Spiel topfite Akteure. Deswegen kann ich Hütters Wechsel absolut nachvollziehen. Die Gedanken waren sicher auch schon beim Retourspiel gegen Villareal, das lässt sich gar nicht vermeiden.

Die Frage nach dem Wie

Was spricht noch für das Rotieren? Dem ganzen Kader wird das Gefühl vermittelt, ein wichtiger Bestandteil des Teams zu sein, eine Perspektive zu haben, dazuzugehören. Kritische Stimmen – wie mein KURIER-Kolumnistenkollege Paul Scharner – sagen, ein Profifußballer muss doch alle drei Tage ein Spiel bestreiten können! Natürlich kann er das. In Österreich genau so wie in stärkeren Ligen, es geht aber um das Wie.

Und ja, es gibt sie, die Ausnahmespieler, die alle drei Tage ihre Topleistung abrufen können. Diese – wie Lionel Messi und Cristiano Ronaldo – spielen aber meist auf höchstem Niveau mit hervorragenden Mitspielern und in Teams, die ihren Gegnern überlegen sind. Außerdem: sogar eine Weltklassemannschaft wie die Bayern spielt in englischen Wochen kaum zwei Mal hintereinander mit derselben Aufstellung.

Denn auch für die Besten der Besten gilt: Um eine anstrengende Saison erfolgreich zu beenden, braucht man einen langen Atem. Den bekommt man auch durch das richtig eingesetzte taktische Mittel Rotation. Denn die Trophäen werden ganz am Schluss vergeben.

Peter Schöttel ist TV-Experte bei Sky und analysiert wöchentlich die Spiele der Österreichischen Bundesliga. Diesen Sonntag bei SalzburgGrödig live ab 16 Uhr auf Sky Sport Austria, Sky Sport HD 4 & Sky Go.

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