Danke für diesen Klassiker!

Peter Schöttel

Peter Schöttel

Der Spielverlauf, die Dramatik und die Atmosphäre - all das lässt mich nach dem 3:3 nach Superlativen suchen.

von Peter Schöttel

über Rapid - Salzburg

Die Wichtigkeit des Spieles war jedem bewusst, die Anspannung schon beim Betreten des Rasens bei allen Beteiligten enorm. Zwei Stunden später, nach einem jetzt schon legendären Spiel, wusste man nicht, mit welchen Superlativen dieses Spitzenspiel am treffendsten zu beschreiben wäre.

Rapid startete sehr defensiv eingestellt, ängstlich agierend und war völlig überfordert. Bei 0:3 war Rapid stehend k.o. und wurde durch die Rote Karte für Ulmer wiederbelebt.

Der ob der Leistung seiner Mannschaft völlig konsternierte Sportdirektor Andreas Müller sprach im Pausen-Interview das legendäre Champions-League-Finale von 2005 an, als Liverpool einen 0:3-Pausenrückstand gegen den AC Milan noch wettmachen konnte.

Tatsächlich begann dann das Außergewöhnliche, das dieses Spiel so unvergesslich machen wird. Mir fiel auf, wie frenetisch die rund 26.000 Rapid-Fans ihre Spieler trotz des 0:3-Rückstandes schon bei der Rückkehr aus der Kabine angefeuert haben. Diese Unterstützung von den Rängen sollte bis zum Schlusspfiff anhalten und danach in riesigen Jubel übergehen.

Grüne Flügelzange

Mit Joker Schobesberger und dem ebenfalls überragenden Kainz wurde das Rapidspiel sofort klarer und über die Flügel angetrieben. Die Partie kippte schnell und total, weil den mittlerweile sehr jungen Roten Bullen die Verunsicherung anzumerken war. Ungläubiges Staunen machte sich auch auf der Pressetribüne breit.

Neben der bis zum Schlusspfiff enormen Dramatik ist auch die Moral der Rapidler hervorzuheben: Sie glaubten wirklich bis zum Last-Minute-Treffer von Prosenik an ihre Chance. Die Salzburger hingegen müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, zum wiederholten Mal durch leichtsinniges, zum Teil naives Abwehrverhalten die Früchte ihrer hervorragenden Offensivleistung noch verspielt zu haben. Das war zwar diesmal auch großen personellen Problemen in der Abwehr geschuldet – dennoch: die Balance zwischen Offensive und Defensive stimmt beim Meister momentan nicht.

Die beiden Mannschaften haben uns ein wunderbares, packendes Fußballspiel geboten, in dem auch die Trainer alle Höhen und Tiefen ihres Berufes innerhalb kürzester Zeit erlebten. Vor dem Spiel wäre Adi Hütter mit dem Punkt wohl zufrieden gewesen, jetzt ist es eine gefühlte Niederlage. Im Gegensatz dazu sah ich bei den Interviews einen zufriedenen und erleichterten Zoran Barisic – den gefühlten Sieger. Und das nach dem schmerzvollen Cup-Out und einer wirklich schlimmen ersten Halbzeit.

Peter Schöttel ist TV-Experte bei Sky und analysiert die Bundesliga-Spiele, am Samstag live ab 15.30 Uhr Uhr auf Sky Sport Austria, Sky Go & Sky Online.

peter.schöttel@kurier.at

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