„Die ÖVP kann sich nicht mehr auf den Papst berufen“

Josef Cap sieht im Papst einen neuen Partner im Kampf für soziale Gerechtigkeit.
Daniela Kittner

Daniela Kittner

Kardinal Bergoglio hat es ihm angetan.

von Dr. Daniela Kittner

über Josef Cap.

Die ÖVP kann sich nicht mehr auf Kirche und Papst berufen.“ Josef Cap ist vor Jahren aus der Kirche ausgetreten. Aber Kardinal Bergoglio, der den Papstnamen Franziskus nach Franz von Assisi wählte, hat es dem SPÖ-Klubchef angetan. Der Ex-Ministrant Cap stöberte nach Dokumenten und Interviews, die Aufschluss über die Werthaltungen des neuen Papstes geben: „Von der Tendenz bestimmt, den Gewinn über alles zu stellen und den Wettbewerb voranzutreiben, verfolgt die Globalisierung eine Dynamik der Konzentration von Macht und Reichtum in den Händen weniger“, heißt es etwa in einem Dokument, das die lateinamerikanischen Bischöfe unter dem Vorsitz Bergoglios 2007 verfassten.

Josef Caps Schlussfolgerung: „Dieser Papst scheint sich nachhaltig gegen Ungleichheiten einzusetzen, nicht nur im ökonomischen Sinn, sondern auch bei Zugang zu Information und Bildung. Er ist gegen die Konzentration von Macht und Reichtum in den Händen weniger. Er ist gegen deregulierte Märkte. Er ruft die Unternehmer auf, für Arbeitsplätze zu sorgen und tritt für Verteilungsgerechtigkeit ein. Dieser Papst ist die Antithese zur neoliberalen Wirtschaftsordnung.“

Natürlich werde zu überprüfen sein, wie sich dieses Programm in der Praxis wiederfinde. Cap: „Aber fest steht: Es gibt für die konservativen Parteien, auch für die ÖVP, nicht mehr die Möglichkeit, ihre Politik mit Berufung auf die katholische Kirche und den Papst zu begründen. Wer weiterhin für ein neoliberales Wirtschaftsmodell ist und für deregulierte Finanzmärkte und gegen Verteilungsgerechtigkeit, der kommt in Gegensatz zu den Positionen des Papstes.“ Wollen die konservativen Parteien diesen Gegensatz vermeiden, „müssen sie ihre Positionen hinterfragen. Das gilt auch für die ÖVP“, so Cap.

In Kirchen-Interna – Stichwort Priesterehe – will sich Cap nicht einmischen: „Ich habe Sympathien für die Pfarrer-Ini­tiative von Helmut Schüller, aber als Nicht-Kirchenmitglied mische ich mich nicht ein. Das muss innerhalb der Kirche entschieden werden.“

Der SPÖ-Klubchef sagt, er wolle lediglich als Angehöriger einer Bewegung, die für soziale Gerechtigkeit und regulierte Märkte sowie für eine Stärkung der Staaten gegenüber Konzernen kämpft, festhalten, „dass die Kirche unter diesem Papst zu einem ernsthaften Gesprächspartner im Kampf gegen die Ungleichheit wird.“ Cap beruft sich auf den Befreiungstheologen Leonardo Boff, der im Spiegel-Interview sagte, Bergoglio stehe dafür, sich zur Not auch „gegen die Mächtigen“ an die Seite der Armen zu stellen. Cap: „Das heißt, die Konservativen können nicht mehr auf eine inaktive Kirche im Kampf gegen Ungleichheit hoffen.“

Auch Bergoglios Namenswahl begeistert Cap: „ Franz von Assisi ist ein Vorbild, sein Programm gegen Prunksucht und für Respekt vor der Schöpfung ist sehr aktuell. Heute heißt das: für Verteilungsgerechtigkeit und gegen den Klimawandel.“

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