Wenn der Sommer naht

Wenn der Sommer naht
Urlaubsplanung. Sie würde gerne rechtzeitig Ferien-Fakten schaffen, aber er braucht Zeit.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

FKK in Island wär’ als Vorschlag a Hetz.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

SIE

Der Februar ist wiederkehrend eine heikle Phase in unserem Eheleben. Um diese Zeit finalisieren alle Freunde ihre Urlaubspläne, während wir mitten in der Frühphase des „Ich-will-in-den-Norden-du-willst-in-den-Süden-am-besten-wir-machen-endlich-getrennt-Urlaub“-Hickhacks stecken. Was zur Folge hat, dass wir permanent mit Schilderungen anderer zum Thema „Unsere Sommerpläne“ vollgestopft werden und ich dabei vor Wut platze.

Alles nur geheuchelt

Da sitzen sie, die Paare R., H. und Sch. und schwärmen: „Dieses Hotel! Ein Traum! Unfassbar.“ Ich muss dann zu Schilderungen von schnuckeligen Hideaways s Jö, toll, das gönne ich euch! ausrufen; gleichzeitig verfluche ich den Mann nebenan. Während die reiselustigen Freunde von Romantik-Betten aus handgeöltem Zedernholz und landestypischen Häppchen aus biologisch-dynamischen Anbau faseln, werfe ich Hufnagl den bösen Blick zu. Es liegt ausschließlich an ihm, dass ich oft erst gefühlte drei Stunden vor Abflug erfahre, wohin die Reise geht. Denn egal, was ich vorschlage, irgendwas ist immer. Also hat er für meine tollen Urlaubs-Ideen immer nur depperte Gegenargumente parat: 1. Da war ich schon. 2. Da will ich net hin. 3. Da ist es zu heiß. 4. Da schmeckt das Essen grauslich. 5.Da kann man net Golf spielen. 5. Da kriegt man Durchfall. 6. Da ist es fad. 7. Da sind zu viele. 8. Da sind zu viele mit plärrenden Kindern. 9. Da muss ich Frühstückssemmerl holen. 10. Da ist es zu hoch, da ist es zu flach, da gibt’s kein FKK. Die Wahrheit ist die: Weil er zu träge ist, eine Entscheidung zu treffen, erfindet er viele Sachen. Und die werden von Jahr zu Jahr absurder und blöder. Siehe FKK. Der Mann ist zwar manchmal ein Naturereignis, aber drei schiache Badehosen vom Naturisten entfernt.

Twitter: @gabriele.kuhn Facebook: facebook.com/GabrieleKuhn60

ER

Es kommt oft vor, dass ich das Verlangen verspüre, meine Frau bei den „Anonymen Vorausplanern“ anzumelden – schon sehr erstaunlich, dass es die Gruppe gar nicht gibt. Denn immer dann, wenn ich beispielsweise im Februar daran denke, mit einem Freund an einem bestimmten Abend im Mai eine feine Billard-Partie zu spielen und dieses ferne Ereignis auch Madame Weitsicht melde, ergibt sich garantiert der folgende Dialog. Sie: „Geh’ Michael, das ist doch der Tag, wo wir bei den Pupsbergers eingeladen sind.“ Ich: „Aha, toll, und wieso weiß ich das nicht?“ Sie: „Keine Ahnung, aber ich hab’s dir im Dezember gesagt.“ Der Vorteil daran ist, dass ich in unserem Freundeskreis regelmäßig als Comedian gefeiert werde, sobald ich kleine Lesungen aus dem Smartphone-Kalender veranstalte – was ist das für ein Gelächter, wenn ich den fix terminisierten Museumsbesuch im Juni 2016 zum Vortrag bringe!

Zappelei

Gleiches gilt für unsere Sommerurlaube. Die will sie („Was denn noch alles?“) partout nicht organisieren. Und nicht einmal die Tatsache, dass sie ihre verspannten Zecherln noch jedes Jahr zuverlässig in von mir perfekt organisiertes Meer tauchen konnte, hält sie von der nervösen Zappelei in der Winterszeit ab. Sie hätte halt gerne, dass ich ihr jetzt schon alle sommerlichen Wos, Wanns und Wies ausgedruckt auf den Kopfpolster lege, damit sie gut schlafen kann. Leider bin ich noch in der Kommt-Zeit-kommt-Buchung-Phase. Und denke mir nur: FKK in Island wär’ als Vorschlag a Hetz.

michael.hufnagl Twitter: @MHufnagl, www.michael-hufnagl.com

Am 26. 2. signieren Gabriele Kuhn und Michael Hufnagl im Rahmen des KURIER-Gesprächs (18 Uhr) das neue Kolumnenbuch „Du machst mich wahnsinnig“.1020, Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Platz 1. Am 1. 3. (11 Uhr) lesen die beiden in Wels – im Lebensspuren-Museum, www.lebensspuren.at. Am 3.3. Lesung beim Thalia/Landstraße.

Kommentare