Tratsch und Quatsch

Tratsch und Quatsch
Gartenparty. Wie heißt das Gesellschaftsspiel? Reden ist Silber, noch mehr reden ist Gold.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Na, wer wird die Nummer 1 beim Klatschtratsch-Contest?

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Selbstverständlich handelt es sich um ein ausgelutschtes Klischee, dass Frauen mehr reden als Männer. Das ist sogar wissenschaftlich widerlegt. Dennoch verdreht der Mann nebenan die Augen, wenn ich sage, dass ich mich mit Freundinnen zum Reden treffe. Dass dies von gesellschaftspolitischer Bedeutung ist und wir die Welt mit unseren Thesen und Gegenthesen verbessern, schließt der Herr aus.

Klatschtratsch

Im Gegenteil, er lächelt süffisant und spricht: „Na, wer wird da wohl heute die Nummer 1 beim Klatschtratsch-Contest werden? Du – vielleicht? Du natürlich nicht, du bist ja bekanntlich mehr Schweigerin als Schwätzerin.“ Und in seinem Blick lese ich alles an Provokation, die in dieser ausnahmedepperten Bemerkung steckt. Ich sage nichts, stattdessen warte ich auf die nächste Gartenparty dieses Sommers. Feste, egal, welcher Art, sind für das Brabbelzentrum im Gehirn des Mannes nebenan nämlich ein Garant für seinen Pawlow’schen Plauderwastl-Reflex. Einfach formuliert: Er quargelt die Runde flach. Das alleine wär’s ja noch nicht. Er ist zudem überzeugt, Kalauerlöwe und Diskurskönig in einer Person zu vereinen. Also schwingt er Reden. Ohne Punkt und Komma, im Glauben, unvergessliche Spuren in jeder Partygeschichte zu hinterlassen. Sodass noch Wochen später alle raunen: Hoi, dieser Hufnagl! Was der alles sagt. Und wehe ich platziere zwischen zwei seiner Sprechpause-Atemzüge ein dezentes „Hm, dazu hätte ich auch etwas beizutragen!“. Da folgt erst der Geh-du-schon-wieder-Blick und dann ein Glaub-ich-dir,-aber-lass-mich-nur noch diesen einen, kurzen Gedanken zu Ende führen. Dass dieser eine, kurze Gedanke mitunter bis ins Morgengrauen dauern kann, muss die Stimme aus dem Verbal-Off aber dann schon erwähnen dürfen. Leise, eh klar.

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Er

Schade, dass ich die vielen Leserinnen und Leser nicht sehen kann, wenn sie die Kolumne meiner Frau betrachten und vielleicht diese eine Passage zum Ende des Textes noch ein Mal einwirken lassen … ehe sie fassungslos zu lächeln beginnen, weil: Also das können sie sich in jahrelanger Kenntnis von Paaradox beim besten Willen nicht vorstellen. Allein der Gedanke, gnä Kuhn könnte tatsächlich unter dem Problem leiden, irgendwo, irgendwann nicht zu Wort kommen, ist von solcher Absurdität, dass sich bei mir die Diagnose eines chronischen Kopfschüttelns aufdrängt. Man stelle sich das vor: Ausgerechnet sie steht während der Gartenparty verloren am Rande der Gesellschaft, den Blick zu Boden gerichtet, ein Schälchen Mauerblümchentee in Händen und nur überlegend, ob sie vielleicht zaghaft das Unternehmen starten sollte, wenigstens mit einem widerredeimmunen Baum ein Gespräch zu beginnen – heimlich, still und leise, um nicht in Versuchung zu geraten, ihrem grandiosen Pointenjongleur auch nur eine Showminute zu rauben. Herrlich, je länger ich dieses Bild in meinem Geist forme, desto blühender wird die Fantasie.

Die Königin

Denn überall, außer offensichtlich in ihrem Paralleluniversum der sonderbaren Wahrnehmungen, hat sie sich über die vielen Jahre konsequent den Ruf erarbeitet, die ungekrönte Königin ihrer weiblichen Quasselbande zu sein. Ansonsten hat sie lediglich als Small-Talkerin unüberhörbare Defizite. Aber eh nur bis zum ersten Eisbruch. Und für den ist der Quatschkopf von nebenan dann doch immer gut genug.

Unsere nächsten Auftritte: 23. 9. (Tag der offenen Tür im KURIER), 30. 9. in St. Pölten (Bühne am Hof), 3. 10. im Wiener Rabenhof. Alle Herbsttermine auf paaradox.at

michael.hufnagl@kurier.at

Twitter: @MHufnagl

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