Irgendwie unpackbar

Irgendwie unpackbar
Kein Verreisen ohne unterschiedliche Interpretationen von: "Was brauch’ ich?"
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Worauf El Hufnagl aufsprang, den Fön schnappte, auf die Küchenwaage legte und mich wortlos anstarrte.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Der Abend vor Urlaubsantritt verlief durchwachsen. Während andere zu diesem Anlass mit Schampus anstoßen und sich im Geiste zwischen Palmen und Paella sehen, sprachen wir übers Packen. Nüchtern – und laut. Wo doch die Erinnerung an das vergangene Jahr noch schmerzlich nachwirkte: Da mussten wir vor dem Rückflug unseren gemeinsamen Koffer wegen drastischen Übergewichts aus- und umpacken – vor den 440 Augen der anderen 220 Fluggäste. Die uns dabei beobachteten, wie wir Schwimmflossen, Nackenkissen und diverse neu angekaufte Fake-Taschen von Koffer A (unserem Trumm) in Koffer B (von Freunden) taten. Fragen Sie nicht, was dem Mann nebenan dazu noch heute an Gemeinheiten einfällt. Immer noch kursiert seine Theorie, dass ich an der Blamage schuld gewesen sei.

Alles wird gerollt

Also offenbarte ich meine Pack-Strategie 2015: "Schatz, heuer rolle ich alles!" (Den Tipp, Kleidung mit dieser Methode platzsparend zu packen, hatte ich bei den "Trends" von Isa Klausnitzer in der KURIER-Freizeit gelesen). Statt mir dafür dankbar in den Armen zu liegen, erwiderte er nur: Willst mich rollen? Das ändert genau nix am Gewicht. Ich gebe ihm nur ungern recht, aber diesmal, na ja. Also sprach ich: "Gut, dann lasse ich meinen Fön daheim." Worauf El Hufnagl aufsprang, den Fön schnappte, auf die Küchenwaage legte und mich wortlos anstarrte. Es folgten weitere Vorschläge meinerseits – etwa, dass er doch spanischen Rasierschaum probieren könne, statt seinen mitzuschleppen. Und dass aus meiner Sicht ein Buch für ihn völlig reiche, weil er eh den ganzen Tag wie blöd aufs Meer starre. Ich erspare Ihnen den Rest des Dialogs, vermelde aber dessen Ergebnis: Wenige Stunden vor Abflug gingen wir rasch getrennte Koffer kaufen.

Twitter: @GabrieleKuhn

facebook.com/GabrieleKuhn60

Er

Zu den schmerzhaftesten Nebenwirkungen jedes Urlaubs zählt zweifelsohne das Kofferpacken. Im Detail handelt es sich diesbezüglich um die rituelle Dreifaltigkeit, der die Liebste völlig hoffnungslos verfallen ist. Und die stellt sich in groben Zügen so dar:

1. Die Neurose der Rechtzeitigkeit. Für eine berüchtigte Erledigerin bedeutet ein Abflug am Samstag zwingend die Montagsfrage: "Wann gedenkst du zu packen?" Diese Frage wird zur Sicherheit Mittwoch und Donnerstag wiederholt, ehe sich am Freitag dann auch der nervöse Blick dazugesellt. Denn ihre Faustregel lautet: In den letzten 24 Stunden vor der Ankunft des Flughafen-Taxis sollten wirklich nur mehr letzte Kleinigkeiten wie Zahnbürste oder Ladekabel dem fix und fertig gepackten Koffer hinzugefügt werden. Was sie nie bedenkt: Dass kaum etwas so viel Hektik erzeugt wie der ständige Hinweis darauf, keine Hektik haben zu wollen.

2. Die Neurose der Eventualität. Wo auch immer die Reise hingeht, gnä Kuhn will für jeden Extremfall gerüstet sein. Da kann es schon vorkommen, dass sie für die kühlen Nächte am Mittelmeer Daunenjacke und Thermophor ins Gepäck schummelt, denn es gilt, was immer gilt: "Man weiß ja nie."

3. Die Neurose der Vielfalt. Unser Umstieg auf die Zwei-Koffer-Variante hat das Platzproblem nur verlagert. Denn jetzt hieß ihr Credo: Dein Koffer ist auch ein bissi mein Koffer. Also musste ich trotz des Hinweises, dass wir das Land nicht für zwei Monate verlassen, allerlei Jäckchen & Sandälchen Unterschlupf gewähren bzw. argumentieren, ob meine zweite Badehose nötig sei. Ich setzte mich natürlich durch. Und kaufte den größtmöglichen Handgepäckskoffer.

Unsere nächsten Auftritte: Lesung am 17. August im Thermalbad in Bad Fischau, Buchpräsentation von "Du machst michwahnsinnig" am 30. August auf der Wiener Summerstage.

Twitter: @MHufnagl

www.michael-hufnagl.com

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