Hund- Propaganda

Hund- Propaganda
Auch eine Mischlingsdame nimmt ganz schnell ihr Platzerl im Familiensystem ein.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Du sollst nie deine Tochter fragen, ob sie eine Runde mit dem Hund drehen kann.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Weil hier heute ein Hund die Hauptrolle spielt: Wir haben auch einen. Unser Hund ist eine Mimi, sie kam ins Haus, weil der Mann nebenan keinen Hund wollte. Zuvor war nämlich Hund Pauli unser Mitbewohner, ein Rauhaardackel mit Aszendent Steinbock – also so stur, wie der Mann, der nachts immer mit ihm Gassi ging. Nachdem Pauli knapp vor Weihnachten 2005 eingeschläfert werden musste, lautete die Beschlusslage so: kein Hund mehr. Einen Monat später hatten wir einen Hund. Es war Mutter und Tochter gelungen, den Mann nebenan ins Tierheim zu zerren. Nur so: Mimi und Mann sind mittlerweile sehr, sehr gut befreundet. Aber auch hier gilt der bei uns gültige Arbeitsvertrag: Fifty/Fifty.

Ein Heiliger?

Wobei er zutiefst überzeugt ist, dass ich vertragsbrüchig sei, denn in Wirklichkeit sei der ganze Hundeirrsinn ein Dreiviertel/Viertel. Sein subjektiv empfundenes Dreiviertel wird deshalb von ihm auch immer möglichst breitgetreten und jedem, der es nicht wissen möchte, kommuniziert. Etwa, indem er insistiert, er sei die Reinkarnation des Heiligen Franz von Assisi, soviel wie er nicht Hundefutter anschleppen und nachts, im Finstern, mit dem Gackisacki herumnesteln müsse. Ja, ich gebe zu, dass ich nur gelegentlich nach 23 Uhr den Weg nach draußen finde, weil ich um diese Zeit meist schon den leichten Hausanzug trage, mehr oder weniger fertig fürs Bett. Hier halte ich es gerne mit der Tradition "Men first". Doch abgesehen davon geben Mimi & Michi ein kongeniales Duo, das einander immer ähnlicher wird – sehen wir von der Felldichte ab. Vor allem bei den Essgewohnheiten orte ich die eine oder andere Charakterangleichung. Und es kann kein Zufall sein, dass mir just jetzt folgender Satz von Marlon Brando in den Sinn kommt: "Der größte Schauspieler der Welt ist mein Hund. Wenn er Hunger hat, tut er so, als ob er mich liebt."

facebook.com/GabrieleKuhn60

Twitter: @GabrieleKuhn

Er

Ich bin ein Hundemensch. Der Hund ist ein wunderbares Tier. In meinem Leben unverzichtbar. Warum ich einst trotzdem zögerlich war, als es darum ging, wieder so einen neuen Welpenbummler in unsere Gemeinschaft aufzunehmen, liegt an meiner Rolle im Familiensystem. Und an den folgenden zehn Geboten:

Betrifft: Hundebesitzer

1. Du sollst nie deine Tochter fragen, ob sie eine Runde mit dem Hund drehen kann, weil du spüren musst, dass sie zwar eine große Streichlerin ist, aber immer zu Äußerlzeiten Hausübungen erledigen muss. 2. Du sollst nie deine Frau fragen, ob sie wirklich sicher ist, dass ein Gassigehverhältnis von 8 (ich) : 2 (sie) dieses berühmte Halbe-Halbe ist. 3. Du sollst auch in der Nacht bei strömenden Regen, wenn der Hund just in die dunkelste Ecke scheißt und du unter dem Schirm hockerlnd mit dem Handydisplay-Licht das Objekt für dein Sackerl suchst, nicht schreien: Warum immer ich?! 4. Du sollst immer Futter anschleppen, weil sonst das Frauerl zum Hunderl singsangt: Aaaaarme, aaaaarme Mimi, uiuiui, musst du Hunger haben, weil das gemeine Herrli wieder nicht an dich gedacht hat. 5. Du sollst nicht Ich räum’ jetzt das G’spiebene weg! rufen, weil: eh klar. 6. Du sollst Fragen wie Hat der Hund Wasser? immer nur an dich selbst stellen, weil sie sonst unbeantwortet bleiben. 7. Du sollst nicht auf den Boden deuten und Platz! sagen, wenn die Ehefrau Lust auf eine Sofa-Einladung (Na, mach ein Hoppi!) verspürt – weil sie so lieb schaut. 8. Du sollst nicht Es wird nicht gebettelt!sagen, wenn die Ehefrau Teile des Frühstücks-Butterbrots weiterreicht – weil sie so lieb schaut. 9. Du sollst den Witz Mag sich heute ausnahmsweise ein anderer Trottel als ich schweißgebadet das Kreuz ruinieren, um den widerspenstigen Hund zu waschen? nur sparsam einsetzen – das findet echt niemand lustig. 10. Du sollst nicht jammern und jaulen.

Twitter:@MHufnagl

Übrigens: Wir haben die „Szenen einer Redaktionsehe“ für die Bühne neu arrangiert. Zu sehen ist die Inszenierung am 10.11. und 27.11. im Wiener Rabenhof, www.rabenhoftheater.com.

Kommentare