Die Schuh-Nummer

Die Schuh-Nummer
Der überraschende Einkauf und die niederländische Wahrheit.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Erstmals trägt der Mann nebenan Schuhe, die auch mir gefallen.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Leben ist lernen, Tag für Tag. Vergangene Woche habe ich zweierlei gelernt: 1. Dass ich kein Talent für das Niederländische habe. Es löst bei mir akute Verwirrung aus. Nur so kann ich mir erklären, dass ich aus dem Begriff "Verstoppertje" (für: Versteckspiel. Das Suffix "je" dient dabei als Verkleinerung, so wie das deutsche "chen") ein Verstoppjerte machte. Man kann nur hoffen, das heißt nix Ordinäres. Mein Dank an die Leserinnen und Leser für die Aufklärung. Blöd ist nur, dass der Streber nebenan jetzt herumgeht und sagt: Ätsch! Bei mir war alles richtig.

Verblüfft

Lernprozess Nr. 2: Ich bin trotzdem sehr super. Diese Erkenntnis habe ich einer Kauforder des Michels von Fauleberga zu verdanken. Als er unlängst sah, dass ich Richtung Mariahilfer Straße aufbrach, um mich mit aktuellen Frühlingsfetzen einzudecken, sprach er: Geh, bitte, sei so lieb und bring mir neue Schuhe mit, wenn du irgendwo bei einem Schuhgeschäft vorbeikommst. Ich habe 44er. Ehrlich: Ich bekam den Mund vor lauter Staunen nicht mehr zu, so verblüfft war ich. Und erwiderte: "Wie bitte? Ich kann doch nicht einfach irgendwelche Schuhe kaufen – wie..., wie Schinkensemmerln, Häuslpapier oder Hühneraugenpflaster! Ein Argument, das er elegant überging, stattdessen säuselte er eine Art Vertrauensgrundsatz: Schatzi, du mochst des scho. Hab’ ich dann auch gemacht. Ich ging in ein Geschäft, schnappte mir zwei Paar Schuhe und sagte: "Die hätte ich gerne!" Der Verkäufer (sichtlich verwirrt) verwies mich daraufhin in die Damenabteilung. Dann klärte ich ihn auf. Nur so: So viel Sprachlosigkeit auf einen Haufen habe ich noch nie gesehen. Etwas verzögert attestierte er mir einen hervorragenden Geschmack und dass ich eine suprige Ehefrau wäre. Noch was Supriges: Erstmals trägt der Mann nebenan Schuhe, die auch mir gefallen. Und sonst? Sonst bleibt es – wie immer – spannend.

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Er

Witzig, mit welcher Selbstverständlichkeit meine liebe Frau in dieser Kolumne wesentliche Details unter den Tisch fallen lässt. Was "Verstoppertje" betrifft, trug es sich tatsächlich so zu: Ich hatte am Sonntag noch nicht einmal das zweite Auge geöffnet, offenbarte sie mir statt eines launigen "Guten Tag, edler Prinz, wie haben Sie des Nächtens beliebt zu ruhen" nur ein "Na bumm, uns beschimpfen schon alle". Alle waren einige Leser, denen der Lapsus eines falsch gesetzten j sofort ins Auge gehüpft war. Und das "Beschimpfen" stellte sich als fröhliches Zurechtweisen heraus. Was die Liebste aber sofort fand, war die reflexartige Antwort auf die Schuldfrage. Sie: "Da musst du irgendwo einen Hund reing’haut haben." Ich: "Aber in meinem Text kommt Verstoppertje gar nicht vor". Sie: "Ach so, aber du hast doch den Titel gemacht." Ich: "Ja, und da habe ich nur dein Verstoppjerte kopiert und eingefügt." Sie: "Kann nicht sein!" Ich: "Weil?" Sie: "So!" Ich: "Aha!" Sie: "Ist doch jetzt wurscht." Am Ende stellte sich dann aber nach Verlauf-Recherchen am Computer doch heraus, dass sie für das Vertippertje verantwortlich war. Ich: "Und, wie wär’s jetzt mit einem simplen Sorry?" Sie: "Geh bitte!" Ich: "Was?" Sie: "Normalerweise ist es immer umgekehrt." Ich: "Nein." Sie: "Doch." Ich: "Ist doch jetzt wurscht." Ja, wir haben die lösungsorientierte Kommunikation echt drauf.

Schuhblick

Und auch was die Schuhe betrifft, sei mir eine Ergänzung gestattet. Denn die letzten sieben Paar Frühlingsschuhe, die ich erstanden hatte, gefielen ihr nicht. Also sagte ich halb im Scherz, sie möge mir zwei Paar ihrer Wahl mitnehmen – für einen unbeschwerten Sommer ohne schiefen Schuhblick. Ich rechnete jedoch nicht damit, dass sie es tatsächlich tun würde. Und gut auch noch. Aber diesen Triumph gönne ich ihr von Herzen. Als Ausgleich für ihr Verstoppertje-Debakel.

Twitter:@MHufnagl

www.michael-hufnagl.com

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