Die neue Wahrheit

Die neue Wahrheit
Erkältungszeit: Der Männerschnupfen ist kein Mythos, und diese Erkenntnis ändert alles.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Die Pille für den Mann gehört erfunden. Aber nicht zur Verhütung.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Als der Mann nebenan sich unlängst ein großes Bier bestellte, tat ich etwas Ungewöhnliches. Ich formulierte keinen Vorwurf im Stile von: „Schon wieder Bier? Du weiß, das macht blad“, sondern sprach: „Jö, Bier. Am besten, du bestellst dir gleich ein ganzes Fass.“ Er erschrak, um dann nachzufragen, ob ich einen Lover hätte und das meine Mann-nebenan-Entsorgungsstrategie wäre. „Im Gegenteil, du Dolm“, entgegnete ich, „ich will, dass es dir gut geht.“

Und es gibt ihn doch!

Es ist so: In einer aktuellen Studie hatte ich gelesen, dass es den von ihm viel zitierten „ Männerschnupfen“ tatsächlich gibt. Das ist dieses schwerwiegende Leiden, das spezielle Maßnahmen erfordert – wie etwa Rund-um-die-Uhr-Betreuung in Form von Mitgefühls-Exzessen, liebevoll gebrauten Suppen, Streicheleinheiten und Selbstwertparolen („Echt jetzt, du schaust auch mit roter Nase aus wie Johnny Depp“). Da es in der Studie hieß, dass das weibliche Hormon Östrogen positiv im Erkältungsfall wirke, fiel mir die Sache mit dem Bier ein. Es enthält Östrogen. Einzige Alternative wäre gewesen, ihm ein paar pflanzliche Wechseljahrpillen ins Essen zu schwindeln. Geht eigentlich gar nicht. Obwohl ... Seit heute Früh bedaure ich, diesbezüglich nicht schon längst aktiv geworden zu sein. Es ist nämlich so weit. Burli hat Snupfen. Das müsste er mir gar nicht sagen (tut er trotzdem, im 10-Minuten-Takt, es reicht, ihm zuzusehen. Beim Aufstehen, morgens, wenn er den Weg über die Seufzerbrücke Richtung Bad antritt, um dort fast loszuweinen, weil ihm sein Spiegelbild missfällt (Jössas,ich schau blass aus!). Beim Gang durchs Jammertal ins Wohnzimmer, wo er erschöpft ins Sofa plumpst und nach Salbung verlangt. Ehrlich: Die Pille für den Mann gehört erfunden. Aber nicht zur Verhütung. Twitter: @GabrieleKuhn

facebook.com/GabrieleKuhn60

Er

Die Liebste hätte vor lauter Erkenntnis ja auch reumütig die Hände vor dem Gesicht zusammenschlagen, mir eine Kopfmassage anbieten, ein feines Supperl zubereiten und eine Geschichte aus „ Barça oder: Die Kunst des schönen Spiels“ vorlesen können. Wohl wissend, dass Zuneigung und Trost nun mehr Berechtigung haben als jede Missachtung und jedes Wegspötteln meines Superschnupfens. Aber nein, ein Bierwitzchen musste es sein, das über gnä Kuhns jahrzehntelange Fehleinschätzung hinwegtäuschen sollte. Daher hier und jetzt noch einmal, weil das in dem verschwurbelten Textlein links nicht mit der ganzen dringend notwendigen inhaltlichen Sprengkraft zum Ausdruck kam: Männer leiden definitiv intensiver an Attacken durch Erkältungsviren. Das ist nach zahlreichen Laborversuchen wis!sen!schaft!lich! erwiesen!!!

Glückshormon

Und, liebe Leserinnen (Sie ganz besonders) und Leser, bitte glauben Sie mir: Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich Kopfweh, rinnt die Nase, schmerzen Hals, Ohren, Augen und überhaupt alles. Aber beim Verfassen dieser Kolumne macht das gar nix. Denn gleichzeitig bin ich nämlich von so viel Dopamin geflutet und beseelt, wie es nur einer sein kann, dem ein Verkühlungsleben lang total unrecht getan wurde und dessen famose Leidensfähigkeit jetzt endlich von der Forschung anerkannt wurde. Es wird nun wichtig sein, mit dieser Gewissheit sehr demütig umzugehen und nicht vor lauter männlicher Genugtuung ihr gegenüber ... obwohl ... so ein Einsichtsbeiried hätt’ ich mir durchaus verdient.

Unsere nächsten Paaradox-Auftritte: 13. 3., 3. 4. und 25. 4. im Wiener Rabenhof, 17. 2. in Mödling (Stadtgalerie), 4. 3. in St. Pölten (Bühne im Hof), 15. 4. in Melk (Tischlerei)

Twitter: @MHufnagl

www.michael-hufnagl.com

Kommentare