Die Kontrollorin

Sie

Kennen Sie das? Manchmal tagträumt man und stellt sich vor, was wäre, wenn … Unlängst: Wenn es ein Ortungssystem für Männer gäbe, konkret – ein Ortungssystem für den Mann nebenan. Das geschah, nachdem ich ein Inserat für ein Produkt namens "GEODOG " studiert hatte – "das mobile Ortungssystem für den Hund". In meinem Traum war das Wort "Hund" flugs gegen "Mann" getauscht. Und das las sich dann so: "GEOMAN ist die Lösung für alle, die ihren Mann lieben und deshalb nicht verlieren wollen. So schützen Sie Ihren Mann vor Gefahren. Denn auch der gehorsamste Mann kann bei unvorhergesehenen Ereignissen von seinem Urtrieb geleitet werden, sei es in Schrecksituationen oder vom Geruch der Dame von nebenan. Langes Warten, Suchen und Hoffen ist mit GEOMAN endlich vorbei."

Tracking und Tabuzonen

Dann besuchte ich die Produkt-Homepage und erfuhr, dass es auch GEODOG PRO gibt. Flugs fantasierte ich das Hightech Hundehalsband in eines für "ihn " um und las: "Trotz bester Erziehung wälzen sich viele Männer im Matsch oder scherzen wild mit Artgenossen und Artgenossinnen. GEOMAN PRO ist auf diese Härtetests vorbereitet. Es verfügt über ein Mikrofon zum Mithören. Gibt es Gebiete, die Ihr Mann nicht betreten soll? Markieren Sie diese einfach als No-go-Zone und es wird ihm unmöglich sein, diese unbemerkt zu betreten. GEOMAN informiert Sie, sobald er eine definierte Tabuzone betritt. Durch das Tracking von bis zu 4000 Wegpunkten ist es möglich, die Jagdstrecke nachzuvollziehen. Grenzen Sie das Einsatzgebiet Ihres Lieblings für die Jagd unkompliziert ein. Sollte er es verlassen, werden Sie informiert." Es war übrigens ein Anruf, der mich jäh aus dem Traum riss – vom Gatten, der sprach: "Äh, ich komm’ heut’ später."

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Er

Dass mir meine Frau tagträumend ein Halsband verpasst, lasse ich hier lieber unkommentiert. Ich kann aber jetzt noch besser verstehen, warum ihr einst der Film "Die Truman-Show" so gut gefallen hat. Da sitzt nämlich hoch oben in einer Kuppel ein irrer Regisseur und dirigiert mithilfe zahlloser versteckter Kameras das Leben eines Mannes, der aber nicht weiß, dass er – von Schauspielern umgeben – als Star einer Real-Life-Soap benützt wird. Etwa so hätte es Madame wohl auch gerne: Während sie im Büro die Vision der Business-Lady auslebt, kann sie bei Gute-Laune-Tee und Kornspitz an Haferschleim auf einem überdimensionalen Flatscreen auch en passant mein Leben beobachten. Und ihr würde dabei kaum auffallen, dass ausgerechnet der Troll im Wort Kontrolle zu finden ist.

Alarmfunktion

Interessant wäre, was sie zu sehen bekäme. Und ob sie sich mitunter auch davon lösen könnte, mich beim Lesen, Schreiben und Flaschenwegbringen (Ja, Schatz, das erledigt sich nicht von alleine) zu beobachten. Und ob sie alle Kollegen herbeiriefe, um ihnen live zu zeigen, wie ich im Supermarkt zum falschen Joghurt greife ("Da schaut’s, er nimmt schon wieder Mango"). Und ob sie sich auch eine Alarmfunktion programmieren ließe – Piepen, sobald ich beim Gassigehen eine Hundebesitzerin treffe, und wir beim Gackerl-ins-Sackerl-Prozess einander neckisch zuzwinkern. So, und jetzt aus mit dem Blödsinn, es bleibt beim WhatsAppen: "Kein Stress. Mache mir Buttersemmerl. Dann eh Kolumne. Bussi."

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Übrigens: Wir haben die „Szenen einer Redaktionsehe“ für die Bühne neu arrangiert. Zu sehen ist die Inszenierung am 9.10., 10.11. und 27.11. im Wiener Rabenhof, www.rabenhoftheater.com.